Die Geschichte der Freiwilligen Rettung Innsbruck
„Die Aufnahme der allgemeinen ständigen Samaritertätigkeit durch die Innsbrucker Freiwillige Rettungsgesellschaft im Jahre 1907 ist so eigentlich als die Geburtsstunde auch für das Rettungswesen im Lande Tirol zu bezeichnen.“ (Karl Kačičnik – Obmann der Freiwilligen Rettung Innsbruck, 1952-1964)
Das Folgende stellt einen historischen Abriss der Geschichte des Innsbrucker Rettungswesens von den 1880er-Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Inkrafttreten des Rettungsdienstes Tirol, dessen Teil der Rettungs – und Krankentransportdienst der Freiwilligen Rettung Innsbruck wurde, im Jahre 2011 dar. Es handelt sich lediglich um eine Auswahl an historischen Ereignissen, die zudem stark verkürzt dargestellt wurden. Daher erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wurde Wert darauf gelegt, die Informationen durch Primärquellen belegen zu können. Dies ist besonders dort der Fall, wo es fallweise zu Abweichungen zu gängigen Darstellungen in der bisher vorhandenen Literatur kommt.
Mein besonderer Dank gilt meinem Vorgänger als Archivar, dem ehemaligen Dienstleiter und langjährigen ehrenamtlichen Mitglied der Freiwilligen Rettung Innsbruck, Herrn Rudolf Stampfer, für die bereits vor 2007 erfolgte umfangreiche Sichtung und Dokumentation von Quellenmaterial, die mir viel an Arbeit abgenommen hat.
Die Obmänner der Freiwilligen Rettung Innsbruck
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1881-1907 – Die Frühgeschichte des Innsbrucker Rettungswesens
1881 | Gründung der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1892 | Abkommen zwischen der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz und dem Österreichischen Feuerwehrausschuss über die Verwendung der Freiwilligen Feuerwehren bzw. deren Sanitätsabteilungen zur Versorgung und zum Transport Militärangehöriger im Kriegsfall. Im Gegenzug erhalten die Feuerwehren das Recht, das Rotkreuz-Zeichen zu führen. Dies betrifft auch die Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1893 | Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft gründet in Innsbruck eine Filiale. |
1897 | Reorganisation der Sanitätsabteilung durch Branddirektor Viktor Baron Graff. Korpsarzt Dr. Otto Kölner führt erstmals einen regelmäßigen Schulungsbetrieb ein, Kommandant Gustav Riegl verjüngt die aus ausgedienten Mitgliedern der Feuerwehr bestehende Sanitätskolonne. |
1899 | Der spätere Hofrat Amdaeus Simath wird Kommandant der Sanitätsabteilung. |
1904 | Leo Stainer übernimmt die Kommandantur der Sanitätsabteilung. Er treibt das Projekt, die Sanitätsabteilung zu einer Rettungsabteilung mit öffentlichem Auftrag umzubilden, voran. |
11.10.1906 | Versammlung der gesamten Mannschaft der Sanitätsabteilung im Gasthof Schwarzer Adler, um die Gründung einer Rettungsabteilung zu verhandeln. |
13.-17.10.1906 | Studienreise von Leo Stainer, Dr. Otto Kölner und Ferdinand Nessler zu den Rettungsgesellschaften in Nürnberg, Linz und Wien. |
21.12.1906 | Viktor Baron Graff stellt im Innsbrucker Gemeinderat einen Dringlichkeitsantrag auf Schaffung einer Rettungsabteilung. Der Antrag wird einstimmig angenommen. |
18.02.1907 | Von Dr. Otto Kölner ausgearbeitete Satzungen werden in der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck vollinhaltlich genehmigt. |
12.04.1907 | Gründende Hauptversammlung der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck im Gasthof Breinößl in der Maria-Theresien-Straße. Leo Stainer wird erster Obmann der Rettungsabteilung, sein Stellvertreter Anton Gasser. |
01.10.1907 | Aufnahme des allgemeinen öffentlichen Rettungsdienstes in Innsbruck durch die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1907-1925 Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck
01.10.1907 | Aufnahme des öffentlichen Rettungsdienstes in Innsbruck durch die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1908 | Der erste hauptamtliche Mitarbeiter wird angestellt. |
21.06.1908 | Die Rettungsabteilung bewältigt ihr erstes Großschadensereignis: Bei einem verheerenden Brand in Zirl wird ein Großteil des Dorfes zerstört, fünf Personen sterben. |
22.08.-05.09.1909 | Bei der Landesjahrhundertfeier anlässlich der Tiroler Befreiungskämpfe von 1909 stellt die Rettungsabteilung ihre erste Großambulanz. Zwischen 28. und 30.08.1909 werden insgesamt 792 Einsatzstunden geleistet. Für ihren Einsatz erhält die Rettungsabteilung von Kaiser Franz Joseph I., der zu den Feierlichkeiten angereist war, eine Spende von 1.000 Kronen. |
1909 | Der erste Telefonanschluss der Rettungsabteilung wird installiert und geht wohl 1910 in Betrieb. Gleichzeitig werden in der ganzen Stadt 33, mit einem Standleitungstelefon zur Rettungsabteilung ausgestattete Unfallmeldestellen eingerichtet (1909). |
1911 | Die Rettungsabteilung vermittelt kostenlos Privatkrankenpflegepersonen. |
1914-1918 | Die Rettungsabteilung besorgt während des Ersten Weltkriegs den sog. „Verwundetenabschub“ am Innsbrucker Hauptbahnhof. |
1915 | Für die Durchführung des Verwundetenabschubes überlässt der Unternehmer Daniel Swarovski I der Rettungsabteilung den ersten Sanitätskraftwagen zum „freien Betrieb“. |
1917 | Ankauf eines Laurin & Klement als erstes eigenes Kraftfahrzeug der Rettungabteilung. |
1918 | Die Rettungsabteilung erwirbt als Spende des Konditors und Gründungsmitglieds Hans Munding eine Hütte auf dem Gramartboden (Mundinghütte). |
1925 | Ankauf eines Baugrundes am Ende der Welsergasse (heute: Kreuzung Wilhelm-Greil-Straße/Salurnerstraße), die sich damals quer über den heutigen Eduard-Wallnöfer-Platz. |
18./16.08.1925 | Der Landesverband für Feuerwehr- und Rettungswesen beschließt in Reutte, die Rettungsabteilung aus dem Feuerwehrverband auszuscheiden. |
25.08.1925 | Die Kommandantschaft der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck beschließt, die Rettungsabteilung auszuscheiden. |
1925-1938 – Die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck
03.09.1925 | Die am 25.08.1925 aus dem Feuerwehrverband ausgeschiedene Rettungsabteilung konstitutiert sich als Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck neu. |
1926/27 | Bau eines neuen Rettungsheimes auf dem 1925 erworbenen Grund in der Wilhelm-Greil-Straße 23 (damals Welsergasse 7a). In dem Gebäude befindet sich heute das Audioversum |
1928-1931 | Ausbau des Großunfall- und Katastrophenschutzes durch Einteilung des Stadtgebietes in Alarmbezirke (erste Alarmordnung) und Einrichtung eines Katastrophenturnusdienstes zur schnellen Bereitstellung einer Kommandostruktur bei Großschadensereignissen. |
1932 | Einrichtung des Landstraßenrettungsdienstes mit Unfallmeldestellen entlang der Landstraßen mit einem Notfallkoffer. |
1935/36 | Entstehung der „Innsbrucker Samariterschule“ durch Einbeziehung von Ärzten der Universitätsklinik unter Dr. Viktor Tschamler. |