Karl Pobitzer: Unterschied zwischen den Versionen
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''Karl Pobitzer'' trat als Sechzehnjähriger von der Mittelschule kommend 1939 in die ''Ortsgemeinschaft Innsbruck'' der ''Kreisstelle Innsbruck'' des ''Deutschen Roten Kreuzes'' ein. Das ''Deutsche Rote Kreuz'' federte damals kriegsbedingte Personalausfälle vor allem durch den Einsatz von Frauen und von Mitgliedern der ''Hitlerjugend'' ab. Die jungen Männer waren von Mitgliedern der bestehenden Mannschaft anfangs wohl als zu jung und unerfahren eingeschätzt worden, um den Dienst körperlich und seelisch leisten zu können. Eine Einschätzung, die sich bald freilich geändert haben dürfte. In einer recht ironisch gehaltenen Mitgliederzeitung aus dem Jahre 1943 heißt es auch über ''Karl'': „[H]eute müssen wir sagen, sie haben voll und ganz ihren Mann gestellt und ein Blick in die Leistungsliste zeigt, daß gerade die Kameraden Pobitzer und Hofer […] die besten Gruppenleistungen resp. Einsatzzahlen aufwiesen.“<ref>Vgl. AdFRI, DRK-KreisSt-IBK-02: Feldpost. Mitteilungen der DRK.-Bereitschaft (m) Innsbruck (1943) o. Jg., Brieffolge 1, Feber 1943, o. Pag. [5]</ref> Wie die anderen jungen Männer wurde ''Pobitzer'' damals vor allem bei der Abwicklung von Verwundetentransporten vom Innsbrucker Hauptbahnhof und vom Verschubbahnhof Thaur sowie wohl auch im Rettungsdienst eingesetzt. Im Jänner oder Feber 1943 musste der mittlerweile 19-jährige zum Kriegsdienst bei der ''Deutschen Wehrmacht'' einrücken, wo er schwer verwundet wurde und in Kriegsgefangenschaft geriet. Wieder zurückgekehrt, erscheint ''Karl'' 1947 neben ''Hermann Zelger'' als Stellvertreter von Gruppenführer ''Franz Wrießnegger'' der ersten von drei aktiven Dienstgruppen im Ausschuss der mittlerweile neu konstituieren ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck''.<ref>Vgl. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 40 Jahre Rettung. Zehn-Jahresbericht der freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, 1938–1947. Innsbruck: Selbstverlag (Typ: Roman Scheran), o. J. [1948?].</ref> | ''Karl Pobitzer'' trat als Sechzehnjähriger von der Mittelschule kommend 1939 in die ''Ortsgemeinschaft Innsbruck'' der ''Kreisstelle Innsbruck'' des ''Deutschen Roten Kreuzes'' ein. Das ''Deutsche Rote Kreuz'' federte damals kriegsbedingte Personalausfälle vor allem durch den Einsatz von Frauen und von Mitgliedern der ''Hitlerjugend'' ab. Die jungen Männer waren von Mitgliedern der bestehenden Mannschaft anfangs wohl als zu jung und unerfahren eingeschätzt worden, um den Dienst körperlich und seelisch leisten zu können. Eine Einschätzung, die sich bald freilich geändert haben dürfte. In einer recht ironisch gehaltenen Mitgliederzeitung aus dem Jahre 1943 heißt es auch über ''Karl'': „[H]eute müssen wir sagen, sie haben voll und ganz ihren Mann gestellt und ein Blick in die Leistungsliste zeigt, daß gerade die Kameraden Pobitzer und Hofer […] die besten Gruppenleistungen resp. Einsatzzahlen aufwiesen.“<ref>Vgl. AdFRI, DRK-KreisSt-IBK-02: Feldpost. Mitteilungen der DRK.-Bereitschaft (m) Innsbruck (1943) o. Jg., Brieffolge 1, Feber 1943, o. Pag. [5]</ref> Wie die anderen jungen Männer wurde ''Pobitzer'' damals vor allem bei der Abwicklung von Verwundetentransporten vom Innsbrucker Hauptbahnhof und vom Verschubbahnhof Thaur sowie wohl auch im Rettungsdienst eingesetzt. Im Jänner oder Feber 1943 musste der mittlerweile 19-jährige zum Kriegsdienst bei der ''Deutschen Wehrmacht'' einrücken, wo er schwer verwundet wurde und in Kriegsgefangenschaft geriet. Wieder zurückgekehrt, erscheint ''Karl'' 1947 neben ''Hermann Zelger'' als Stellvertreter von Gruppenführer ''Franz Wrießnegger'' der ersten von drei aktiven Dienstgruppen im Ausschuss der mittlerweile neu konstituieren ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck''.<ref>Vgl. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 40 Jahre Rettung. Zehn-Jahresbericht der freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, 1938–1947. Innsbruck: Selbstverlag (Typ: Roman Scheran), o. J. [1948?].</ref> |
Version vom 29. Mai 2024, 07:10 Uhr
Karl Benedikt Maria Pobitzer (1923 – 2009)
Bundesrettungsrat Ing. Karl Pobitzer war 25 Jahre lang (1964 – 1989) Obmann des Roten Kreuzes Innsbruck gewesen. Damit ist er nach Gründervater Leo Stainer, der es auf eine Funktionsdauer von 32 Jahren gebracht hatte, der am längsten dienende Obmann. Unter seine Obmannschaft fällt die Schaffung vieler noch heute bestehender Tätigkeitsbereiche der Freiwilligen Rettung Innsbruck, zentrale soziale Initiativen gehen auf ihn zurück: Kat-Station Patscherkofel, der heute unter der Bezeichnung „Innsbrucker Menü Service“ bekannte Dienst „Essen auf Rädern“ (1971), der Ausbau des Katastrophenschutzwesens 1973–1977, der Ärztliche Funkbereitschaftsdienst, vulgo „Funkarzt“ (1976), die Bewältigung der Olympischen Winterspiele 1976, Funkwagen (1978), Errichtung einer der modernsten Leitstellen in Europa (1980), die Ausbildung und Stellung der Flugrettungssanitäter für den ersten Notarzthubschrauber „Christophorus 1“ (1983–1997), Errichtung des Hausnotrufes Tirol (1984), die Einrichtung sowie den Betrieb des Innsbrucker Notarztwagens (1985) und damit des ersten bodengebundenen Notarztwesens in Tirol, Errichtung eines sozialdienstlichen Bereitschaftsdienstes (1985), die Beschickung großer internationaler Hilfseinsätze in Süditalien <xxxx>, die Umsetzung des Megus. Die erhebliche Entwicklung des Roten Kreuzes Innsbruck während seiner Funktionsperioden spiegelt sich auch in einer zunehmenden Professionalisierung in Leistungsbereichen wieder. Neben seiner Funktion als Obmann der Freiwilligen Rettung Innsbruck war Pobitzer von 1968 bis 1993 Landesrettungskommandant von Tirol gewesen.
Kindheit, Jugend und Ausbildung
Karl Benedikt Maria Pobitzer wurde am 27.05.1923, um halb acht Uhr abends, als Sohn von Dr. Richard und Elisabeth „Elsa“, geb. Huter (aus der bekannten Baumeisterfamilie stammend), Pobitzer in Untermais (Meran) geboren. Karl war das jüngste von insgesamt 13 Kindern, denen seine Mutter das Leben geschenkt hatte. Als er das Licht der Welt erblickte, war das älteste der Kinder bereits 15 Jahre alt. Sein Vater war Rechtsanwalt mit einer Kanzlei in Meran (1912), Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Austria und für die Konvervative Partei auch landesweit politisch engagiert[1] gewesen. 1924 hatte Richard Pobitzer sich zur Behandlung eines nicht näher bekannten Magenleidens ins Sanatorium Kettenbrücke nach Innsbruck begeben, wo er am 4. April desselben Jahres nach einer postoperativen Komplikation im Alter von 41 Jahren verstarb. Sein jüngster Sohn hatte das erste Lebensjahr zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht.
Nach dem Tod des Vater verzog die Mutter mit ihren Kindern nach Innsbruck, wo die Familie 1925 das Heimatrecht erwarb. Belegbar sind Innsbrucker Wohnsitze des Ehepaars Dr. Richard und Elsa Pobitzer bereits seit 1917, im Falle des Vaters, der in Innsbruck und Prag studiert hatte, seit 1906. Karl wuchs im Stadttteil Saggen an unterschiedlichen Adressen, vornehmlich jedoch am Claudiaplatz auf, wo die Familie ein Haus besaß. Das Elternhaus war ausgesprochen christlich-katholisch geprägt. Der Familie entstammen auch Priester und Ordensleute. Ein Bruder der Vaters, der Priester Johann Pobitzer, Direktor des Meraner St.-Nikolaus-Knabenasyls, hatte Karl am 31.05.1923 sogar getauft. Auf Seiten des mütterlichen Zweiges der Familie verhielt es sich ähnlich. Eine Schwester der Mutter war Priorin der Unbeschuhten Karmeliterinnen in Innsbruck. „Maria“ wurde jedem der Kinder als dritter Name verliehen. Der katholische Hintergrund sollte Karl Pobitzer sein Leben lang in verschiedenster Hinsicht prägen und dürfte auch eine Rolle für seine tiefe soziale Einstellung gespielt haben.
Nach dem Wunsch der Mutter hätte Karl eigentlich Gynäkologe werden sollen. Aufgrund seiner Abneigung gegen Latein, das für ein Medizinstudium notwendig gewesen wäre, und seiner technischen Begabung wusste er früh, dass er Baumeister werden wollte. Der Innsbrucker Propst Josef Weingartner, der mit der Familie Pobitzer befreundet war, unterstützte den Buben bei seinem Anliegen und vermochte die Mutter zu überzeugen, Karl auf die Staatsgewerbeschule (heute: Höhere technische Lehranstalt Anichstraße) gehen zu lassen. 1947 finden wir ihn im Adressbuch der Landeshauptstadt Innsbruck mit der Berufsbezeichnng „Bauingenieur“, 1953 bereits als „Baumeister“. Sein Büro wird er ab Mitte der 1960er-Jahre in der Ing.-Thommen-Straße aufschlagen. Pobitzer war gleichsam „Hausarchitek“ für Firmen, wie die Stieglbrauerei, Kröll oder die Donauversicherung. Neben Privathäusern errichtete er Gebäude, wie das Hotel Edelweiß oder den Hoferwirt im Stubaital.
Das Rote Kreuz Innsbruck
Das Deutsche Rote Kreuz
Karl Pobitzer trat als Sechzehnjähriger von der Mittelschule kommend 1939 in die Ortsgemeinschaft Innsbruck der Kreisstelle Innsbruck des Deutschen Roten Kreuzes ein. Das Deutsche Rote Kreuz federte damals kriegsbedingte Personalausfälle vor allem durch den Einsatz von Frauen und von Mitgliedern der Hitlerjugend ab. Die jungen Männer waren von Mitgliedern der bestehenden Mannschaft anfangs wohl als zu jung und unerfahren eingeschätzt worden, um den Dienst körperlich und seelisch leisten zu können. Eine Einschätzung, die sich bald freilich geändert haben dürfte. In einer recht ironisch gehaltenen Mitgliederzeitung aus dem Jahre 1943 heißt es auch über Karl: „[H]eute müssen wir sagen, sie haben voll und ganz ihren Mann gestellt und ein Blick in die Leistungsliste zeigt, daß gerade die Kameraden Pobitzer und Hofer […] die besten Gruppenleistungen resp. Einsatzzahlen aufwiesen.“[2] Wie die anderen jungen Männer wurde Pobitzer damals vor allem bei der Abwicklung von Verwundetentransporten vom Innsbrucker Hauptbahnhof und vom Verschubbahnhof Thaur sowie wohl auch im Rettungsdienst eingesetzt. Im Jänner oder Feber 1943 musste der mittlerweile 19-jährige zum Kriegsdienst bei der Deutschen Wehrmacht einrücken, wo er schwer verwundet wurde und in Kriegsgefangenschaft geriet. Wieder zurückgekehrt, erscheint Karl 1947 neben Hermann Zelger als Stellvertreter von Gruppenführer Franz Wrießnegger der ersten von drei aktiven Dienstgruppen im Ausschuss der mittlerweile neu konstituieren Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck.[3]
Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck
Gruppenführer-Stellvertreter, 1947 – 1952
Am 17.02.1948 nimmt Pobitzer erstmals an einer Sitzung des Engeren Ausschusses teil.[4] Als der einzige der Gruppenführer-Stellvertreter wird Pobitzer von da an bis zum Ende seiner Funktionsperiode im Jahre 1952 neben seinem Gruppenführer Wrießnegger regelmäßig die Ausschusssitzungen besuchen. Es mag seiner Jugend und seiner Funktion geschuldet sein, dass er sich selten zu Wort zu melden oder an den Diskussionen teilzunehmen scheint. Wo er in den Protokollen genannt wird, geht es einmal um die Lagerung von Benzin, ein anderes Mal um eine Wohnungsanlegenheit – die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck vermietete seit Errichtung des Neubaues in der Wilhelm-Greil-Straße 23 in den Jahre 1926/27 Wohnungen und Geschäftslokale – ein Mitglied betreffend. Gleichwohl scheint man auf seine technische Expertise zurückzugreifen: Im Zusammenhang mit Konsolidierungsverhandlungen mit dem erst vor wenigen Jahren gegründeten Landesverband Tirol der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz über dessen Verhältnis zu den Bezirksstellen Ende Mai 1948 wird Pobitzer mit der Erstellung eines Planes zur Festlegung der „Unfallgrenzen“, also wohl des Versorgungsgebietes der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck beauftragt. Später wird man ihn einen Kostenvoranschlag für den Umbau des Vortragssaales im Rettungsheim überprüfen lassen. Auffallend ist, dass Pobitzer im November 1951 Einspruch dagegen erhebt, als Obmann-Stellverteter und Ehrenobmann Leo Stainer als Bedingung für seine Kandidatur als Obmann anstelle des verstorbenen Josef Dinkhauser fordert, Karl Kacicnik solle zu seinem Stellvertreter gemacht werden, weil letzerer ein Angestellter der Buchhaltung sei und von daher niemals sein eigener Chef sein könne. Pobitzer wird nämlich einige Jahre später in seiner Funktion als Obmann-Stellvertreter gegen den späteren Obmann Karl Kačičnik aus genau demselben Grund vorzugehen versuchen. Dass er sich in der Sache u. a. gegen die Meinung von Ehrenobmann ''Leo Stainer'' und Ehrenchefarzt Dr. Viktor Tschamler stellte, könnte eventuell schon den Durchsetzungswillen und die Bereitschaft von Pobitzer, auch gegen arivierte Funktionäre für seine Standpunkte einzustehen, zeigen. Durchzusetzen vermochte sich Pobitzer allerdings nicht. Kačičnik war von 1951 bis 1952 Obmann-Stellvertreter des interimistischen Obmannes Leo Stainer.
Obmann-Stellvertreter, 1952 – 1958
Der Baumeister der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck
In der Wahlversammlung vom 21.03.1952, die von der Wahlkommission anstelle der Monatsversammlung angesetzt worden war, wurde Karl Pobitzer als einziger für die Funktion Kandidierender zum Obmann-Stellvertreter gewählt, die Wahl in der Jahreshauptversammlung vom 25.04.1952 für gültig erklärt. In derselben Wahl wurde Karl Kačičnik Obmann. Das Bild, das sich von Pobitzers Rolle in den Ausschusssitzungen, schon als er Gruppenführer-Stellvertreter gewesen war, gezeigt hatte, setzt sich nun fort, allerdings deutlich pointierter: Er bringt sich selten bei Themen ein, die nicht seine professionelle Expertise als Bauingenieur betreffen, dafür umso mehr, wo diese gefragt ist. Im Feber l953 legt er einen Plan zu einer Neuausgestaltung des Aufenthaltsraumes vor. Im April wird er beauftragt, im Zusammenhang mit einem Umbau des Gastwirtschaft Stieglbräu die Verhandlungen mit einem Architekturbüro, mit der Fa. Huter wegen eines Kostenvoranschlages und mit der Stieglbrauerei zu führen und ein Jahr später beurteilt er für die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck geplante bauliche Veränderungen am Balkon der Kammerlichtspiele und die dafür anfallenden Kosten. Aufgrund seines Urteils nimmt der Engere Ausschuss vom Umbau in der ursprünglich geplanten Form Abstand. Bei einem schließlich im Jahre 1954 durchgeführten Umbau von Kino und Gastwirtschaft wird Pobitzer die gesamte Planung und Bauleitung übertragen. Im Jahr vor dem besagten Umbau oder auch schon Anfang der 1950er-Jahre dürfte er sich als Baumeister selbstständig gemacht haben. Für seine Leistungserbringung wurde ihm im Jänner 1955 ein Honorar bewilligt, über das in Abwesenheit von Pobitzer vom Ausschuss abgestimmt wurde. Die Höhe von öS 20.000,–– (ca. EUR 13.500,––) dürfte sich allerdings an seinen Vorstellungen orientiert haben. Die Beauftragung von Karl Pobitzer wurde damit begründet, dass das genannte Honorar deutlich geringer ausfalle als eines, das man anders einem Architekten hätte zahlen müssen. Ein Jahr später plant er einen Umbau des Garagentraktes im Hof der Rettungsstation in der Höhe von rund öS 80.000,–– (ca. EUR 51.000,––),der im Jahre 1956 umgesetzt wurde. Wieder erhielt er ein Honorar für die Bauleitung, diesmal in der Höhe von 10 % der Kosten der Baumeisterarbeiten, die ungefähr die Hälfte der Gesamtkosten ausmachten. Auch als der Balkon und die Bühne der Kammerlichtspiele 1956 umgebaut wurden, um das Kino auf Cinemascope-Format und Magnettontechnik umzustellen, war Pobitzer in der Umsetzung federführend. Neben diesen großen Umbauunternehmungen war Karl Pobitzer auch mit kleineren Angelegenheiten die Gebäude der Rettungsgesellschaft betreffend, wie der nicht zufriedenstellend funktionierenden Heizung, beschäftigt.
Die Auseinandersetzung mit Obmann Karl Kačičnik
1957 kommt es zur offenen Konfrontation zwischen Obmann-Stellvertreter Karl Pobitzer und Obmann Karl Kačičnik. In der Sitzung des Engeren Ausschusses vom 10.09.1957 verlas Pobitzer ein von ihm verfasstes Exposé gegen den Obmann. Das Dokument, in dem Pobitzer mehrere Vorwürfe gegen Kačičnik vorgebracht zu haben scheint, ist nicht erhalten. Prominent dürfte es, wie schon 1951, um die Frage gegangen sein, wie sich das Anstellungsverhältnis von Kačičnik zur Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck mit einer ehrenamtlichen Funktion im Ausschuss als dem operativen Führungsgremium derselben vereinbaren lasse. Karl Kačičnik war zunächst als Buchhalter angestellt gewesen, von 1958 bis 1969 war er Geschäftsführer der Kino-Betriebsgesellschaft m.b.H. – Kammerlichtspiele, die 1958 aus steuerlichen Gründen ins Leben gerufen worden war. Nach einer Debatte wurde ein Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung mit Neuwahl des Ausschusses gestellt, zu dem Ehrenobmann Leo Stainer einen Gegenantrag einbrachte. Die Abstimmung ging mit sechs zu sechs Stimmen aus. Bei Stimmengleichheit war allerdings das Entscheidungsrecht des Vorsitzenden, in diesem Falle des Obmannes Karl Kačičnik vorgesehen, der selbstredend gegen die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung entschied. Bei einer weiterführenden Diskussion in der Ausschusssitzung neun Tage später äußerte sich Karl Pobitzer dahingehend, „dass er das Abstimmungsergebnis zur Kenntnis genommen hat, er auf weitere schriftliche Auseinandersetzungen verzichte, aber nach wie vor derselben Meinung sei, [sic] als seinerzeit bei der Abfassung seines Exponsées [sic]“[5]. Es sei erwähnt, dass Karl Pobitzer von 1969 bis 1973 höchstselbst Nachfolger von Karl Kačičnik als Geschäftsführer der Kino-Betriebsgesellschaft m.b.H. – Kammerlichtspiele und ebenfalls gleichzeitig Obmann der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck war.
Obmann des Roten Kreuzes Innsbruck (29.05.1964 – 03.06.1989)
Ing. Karl Pobitzer wurde in der Wahlversammlung vom 10.04.1964, in der er direkt gegen den amtierenden Obmann Karl Kačičnik angetreten war, zum Obmann der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck gewählt. Sein Stellvertreter wurde Rudolf Schnaller. In der Jahreshauptversammlung vom 29.05.1964 wird die Wahl bestätigt. Als Obmann präsentiert sich Karl Pobitzer deutlich vielseitiger als er es als Gruppenführer-Stellvertreter oder auch als Obmann-Stellvertreter getan hat. Er ist nun nicht mehr fast nur der „Hausbaumeister“ des Roten Kreuzes Innsbruck, sondern beschäftigt sich im Sinne der Anforderungen an seine Funktion mit allen Bereichen der Vereins im Rahmen der strategischen und operativen Führung. Dabei entwickelt er die Leistungsbereiche deutlich weiter und ergänzt sie um zahlreiche weitere Tätigkeitsbereiche, die zum Teil noch heute bestehen. Dennoch stellte die Planung und Umsetzung des Neubaues der Rettungswache am Sillufer 3 in den Jahren 1965–1970 sicherlich die größten Anforderungen an sein Können als Baumeister und Obmann:
Die Schenkung des Tivoli-Grundes und der Neubau des Rettungsheimes, 1965–1970
Wie schon der erste Bau, den die Freiwillige Rettungsgesellschaft in Innsbruck umgesetzt hatte, das Rettungsheim in der Wilhelm-Greil-Straße 23, durch Platzmangel in der ersten Rettungsstation im Rathaus erforderlich geworden war, so ließ auch die Raumnot in der bestehenden Rettungswache den Wunsch nach einem Neubau entstehen. Für die erfolgreiche Abwicklung des Unterfangens scheint neben Karl Pobitzers bautechnischer Expertise seine spezifische Fähigkeit, mit Personen aus allen Gesellschaftsbereichen und jeder politischen Couleur gute Beziehungen pflegen zu können, entscheidend gewesen zu sein.
Da der Neubau an einem anderen Ort errichtet werden sollte, machte sich Pobitzer schon kurze Zeit nachdem er sein Amt angetreten hatte, auf die Suche nach einem für eine Rettungswache geeigneten Grundstück. Am 29.05.1965, exakt ein Jahr, nachdem er Obmann geworden war, kam Pobitzer anlässlich einer Übung mit Vizebürgermeister Ferdinand Obenfeldner über die Sache ins Gespräch: „Eine wohlwollende Befürwortung durch den Magistrat wurde durch den Herrn Vizebürgermeister zugesagt.” Es müsse aber ein schriftlicher Antrag eingebracht werden.[6] Daraufhin brachte die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck am 08.07.1965 ein Ansuchen auf Überlassung eines Grundes für eine neue Station beim Stadtmagistrat ein, offenbar schon mit dem Ziel, sich den Tivoli-Grund (neben dem alten Tivoli-Sportplatz am Sillufer neben der Hauptfeuerwache zu sichern. Möglicherweise war der Tivoli-Grund schon Thema des Gesprächs mit Obenfeldner gewesen, worauf hindeuten könnte, dass die erwähnte Übung ursprünglich auf dem gedachten Grund stattfinden hätte sollen, dann aber verlegt worden war. Im September lehnte die Stadt es indes ab, der Rettungsgesellschaft das gewünschte Grundstück zu überlassen, weil die Berufsfeuerwehr den Platz in Anspruch nehme. Zwei weitere in Frage kommende Grundstücke kamen stattdessen ins Gespräch: Eines im sog. „Karwendeldreieck“ im Westen von Innsbruck, wo die Baufirma Retter ein Lager für Baumaterialen mit Sägewerk und Arbeiterunterkünften unterhielt, und eines bei der Landesfeuerwehrschule in der Reichenauerstraße 97a. Beide Orte schienen für das geplante Vorhaben aber nicht geeignet zu sein. Doch dann kam die Wende: Hatte Obmann Pobitzer in der Monatsversammlung vom 10.09.1965 noch berichtet, dass die Stadt die Überlassung des Tivoli-Areals abgelehnt hatte, wird er rund einen Monat später im Engeren Ausschuss ein auf den 20.09.1965 datiertes Schreiben von Bürgermeister Lugger verlesen, nach dem „die Sicherstellung und Überlassung des Grundes am Tivoli […] als gegeben anzunehmen“ sei.[7] Was war in jenen zehn Tagen zwischen der Monatsversammlung und dem Schreiben des Bürgermeisters geschehen? Pobitzer, der mit Lugger ein sehr gutes Auskommen hatte, ließ sich von diesem bei einem persönlichen Gespräch zusagen, dass die Freiwillige Rettungsgesellschaft den gewünschten Grund am Tivoli erhalten werde. Im April 1966 beschloss schließlich der Stadtsenat, rund 3000 m² an Grund am Tivoli zur Errichtung eines neuen Rettungsheimes zu widmen. Mit Beginn des Jahres 1968 wurde der Baugrund übergeben und 23.04.1968 der Schenkungsvertrag unterschrieben. 60 % des Grundes kamen dabei dem Roten Kreuz Innsbruck zugute, 40 % dem Landesverband Tirol der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz. Die Schenkung wurde als unwiderruflich festgesetzt, es sei denn, es werde der Schenkungszweck nicht erfüllt. Dieser bestand in der Forderung, dass ein gemeinsamer Rettungspool entstehen müsse. Der Landesverband erklärte sich zudem freiwillig bereit, die Bergrettung unterzubringen. Am 29.04.1967 erfolgte der erste Spatenstich anlässlich der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestandsjubiläum der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck. Als es 1980 darum ging, der Freiwilligen Rettung Innsbruck rund 1300 m² an Grundfläche zwischen südlicher Grundstücksgrenze und Tivoli-Sportplatz, die 1977 von der Stadt als Parkfläche für die Mitglieder zur Verfügung gestellt worden war, zuzuschlagen, war es wieder eine persönliche Intervention von Obmann Pobitzer bei Bürgermeister Lugger, die es ermöglichte, diese der Rettung als zusätzliche Schenkung unter denselben Bedingungen wie jene von 1966/68 der Rettung zukommen zu lassen. Davor war freilich noch das Gebäude selbst errichtet worden: Sämtliche Pläne waren von Obmann Pobitzer in seiner Funktion als Baumeister selbst erstellt worden und sein Ingenieursbüro hatte die Bauleitung inne. Er selbst war auch Mitglied eines im Mai 1966 ins Leben gerufenen Bauausschusses. Im April 1968 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, am 13.12. desselben Jahres fand die Firstfeier statt und am 27.12.1969 konnte im großen Festsaal im sechsten Stock bereits die erste Weihnachtsfeier im Neubau über die Bühne gehen. Der Umzug selbst fand am 19.03.1970 statt, am 21.03.1970 wurde die neue Rettungswache mit der Aufschaltung sämtlicher Kommunikationseinrichtungen in Betrieb genommen werden.
Zum Bau der Rettungswache am Tivoli:
- Der Wacheneubau am Sillufer, 1968–1970
- Der Hausbau der Freiwilligen Rettung Innsbruck am Tivoli, Diaserie von Adolf Pfleger, 1967-1969
- Das Rettungsheim am Tivoli in zeitgenössischen Fotografien und einem Bauplan
- Die Einweihung der Rettungswache am Tivoli, 03.05.1970
Die Leistungsentwicklung während der Amtszeit von Obmann Ing. Karl Pobitzer
Aufgelistet sind im Folgenden einige Daten für das erste und das letzte vollständige Jahr der Funktionsperiode von Ing. Karl Pobitzer als Obmann des Roten Kreuzes Innsbruck. Die Tabellen sollen die ungeheure Entwicklung, welche das Rote Kreuz Innsbruck während der 25-jährigen Obmannschaft von Pobitzer durchgemacht hat, verdeutlichen.
1964 | 1988 | Legende | |
Hilfeleistungen | 18.629 | 53.353 | |
Zurückgelegte Kilometer | 177.345 | 1,014.225 | |
NAH-Einsätze | 624 | 1983 Inbetriebnahme Notarzthubschrauber „Christophorus 1“ | |
NAW-Einsätze | 996 | 1985 Inbetriebnahme Notarztwagen Innsbruck | |
Ambulanzdienste | 398 | 541 | Veranstaltungsambulanzen ohne Olympische Winterspiele (879) und Bahnhofsambulanz (365) i. J. 1964. |
Funkarztdienste | 238 | 1976 Inbetriebnahme Ärztlicher Funkbereitschaftsdienst | |
Essen auf Rädern (Dienste) | 1553 | 1971 Inbetriebnahme „Essen auf Rädern“. | |
„Seniorenalarm„-Alarme | 423 | 1984 Inbetriebnahme „Hausnotruf Tirol“ | |
Ehrenamtliche Dienste (m/w) | 4.572 | 8485 | |
Wagenstand | 12 | 44 | |
Aktive Ehrenamtliche | 105 | 320 | |
Angestellte | 42 | 66 |
Endnoten
- ↑ 1914 kandidierte Richard Pobitzer für die Konservative Partei als Abgeordneter zu Tiroler Landtag, 1922 wird er bei der Bürgermeisterwahl in Untermais zum Zweiten Rat gewählt.
- ↑ Vgl. AdFRI, DRK-KreisSt-IBK-02: Feldpost. Mitteilungen der DRK.-Bereitschaft (m) Innsbruck (1943) o. Jg., Brieffolge 1, Feber 1943, o. Pag. [5]
- ↑ Vgl. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 40 Jahre Rettung. Zehn-Jahresbericht der freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, 1938–1947. Innsbruck: Selbstverlag (Typ: Roman Scheran), o. J. [1948?].
- ↑ Vgl. AdFRI, OERK-FRI-VLeit-EA: Engerere Ausschuss der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck: Protokoll der Sitzung vom 17.02.1948.
- ↑ AdFRI, OERK-FRI-VLeit-EA, Engerer Ausschuss der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck: Protokoll der Sitzung vom 19.09.1957.
- ↑ Vgl. AdFRI, OERK-FRI-Vleit-EA, Engerer Ausschuss der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck: Protokoll der Sitzung vom 03.06.1965.
- ↑ Vgl. AdFRI, OERK-FRI-Vleit-EA, Engerer Ausschuss der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck: Protokoll der Sitzung vom 20.10.1965.