Die Geschichte der Freiwilligen Rettung Innsbruck: Unterschied zwischen den Versionen
9855 (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
9855 (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 176: | Zeile 176: | ||
| 1953 | | 1953 | ||
| Inkrafttreten einer neuen Alarmordnung für den Katastrophenschutz. | | Inkrafttreten einer neuen Alarmordnung für den Katastrophenschutz. | ||
|} | |||
== 1955-1970 Zeit der Technisierung == | |||
{| class="wikitable" | |||
|- | |||
| 1955/56 | |||
| Anschaffung und Inbetriebnahme der ersten Sprechfunkanlage. | |||
|- | |||
| 1955 | |||
| Der erste Inkubator (Brutkasten) wird angeschafft. | |||
|- | |||
| 1956 | |||
| Die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck betreut am Innsbrucker Hauptbahnhof Ungarnflüchtlinge, von denen infolge des Einrückens sowjetischer Truppen in Ungarn und der blutigen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes rund 200.000 nach Österreich fliehen. | |||
|- | |||
| 1959 | |||
| Ausstattung der Rettungsfahrzeuge mit Beatmungsbeuteln und 1960 mit Endotrachealtuben. | |||
|- | |||
| 1963 | |||
| Die Fahrzeuge werden in Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 1964 mit Sauerstoffflaschen und Beatmungsgeräten bestückt. – Trennung der Grundschulungskurse für die Bevölkerung von Kursen für die Sanitäter: Der 16-stündige Erste-Hilfe-Kurs entsteht. | |||
|- | |||
| 1964 | |||
|Großambulanz bei den Olympischen Winterspielen. – Ing. Karl Pobitzer wird Obmann der FRI. | |||
|- | |||
|1.4.1964 | |||
|Gründervater Leo Stainer verstirbt im Alter von 94 Jahren. | |||
|- | |||
| 1968 | |||
| Baubeginn für die neue Rettungswache am Sillufer 3 auf einem von der Stadt Innsbruck überlassenen Grundstück am Tivoli-Areal. | |||
|- | |||
| 21.03.1970 | |||
| Der Wacheneubau am Sillufer wird in Betrieb genommen. | |||
|} | |} |
Version vom 25. August 2016, 22:31 Uhr
„Die Aufnahme der allgemeinen ständigen Samaritertätigkeit durch die Innsbrucker Freiwillige Rettungsgesellschaft im Jahre 1907 ist so eigentlich als die Geburtsstunde auch für das Rettungswesen im Lande Tirol zu bezeichnen.“ (Karl Kačičnik – Obmann der Freiwilligen Rettung Innsbruck, 1952-1964)
Das Folgende stellt einen historischen Abriss der Geschichte des Innsbrucker Rettungswesens von den 1880er-Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Inkrafttreten des Rettungsdienstes Tirol, dessen Teil der Rettungs – und Krankentransportdienst der Freiwilligen Rettung Innsbruck wurde, im Jahre 2011 dar. Es handelt sich lediglich um eine Auswahl an historischen Ereignissen, die zudem stark verkürzt dargestellt wurden. Daher erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wurde Wert darauf gelegt, die Informationen durch Primärquellen belegen zu können. Dies ist besonders dort der Fall, wo es fallweise zu Abweichungen zu gängigen Darstellungen in der bisher vorhandenen Literatur kommt.
Mein besonderer Dank gilt meinem Vorgänger als Archivar, dem ehemaligen Dienstleiter und langjährigen ehrenamtlichen Mitglied der Freiwilligen Rettung Innsbruck, Herrn Rudolf Stampfer, für die bereits vor 2007 erfolgte umfangreiche Sichtung und Dokumentation von Quellenmaterial, die mir viel an Arbeit abgenommen hat.
Die Obmänner der Freiwilligen Rettung Innsbruck
[Bild:2016-06-02_die_obmaenner_der_fri.png]
1881-1907 – Die Frühgeschichte des Innsbrucker Rettungswesens
1881 | Gründung der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1892 | Abkommen zwischen der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz und dem Österreichischen Feuerwehrausschuss über die Verwendung der Freiwilligen Feuerwehren bzw. deren Sanitätsabteilungen zur Versorgung und zum Transport Militärangehöriger im Kriegsfall. Im Gegenzug erhalten die Feuerwehren das Recht, das Rotkreuz-Zeichen zu führen. Dies betrifft auch die Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1893 | Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft gründet in Innsbruck eine Filiale. |
1897 | Reorganisation der Sanitätsabteilung durch Branddirektor Viktor Baron Graff. Korpsarzt Dr. Otto Kölner führt erstmals einen regelmäßigen Schulungsbetrieb ein, Kommandant Gustav Riegl verjüngt die aus ausgedienten Mitgliedern der Feuerwehr bestehende Sanitätskolonne. |
1899 | Der spätere Hofrat Amdaeus Simath wird Kommandant der Sanitätsabteilung. |
1904 | Leo Stainer übernimmt die Kommandantur der Sanitätsabteilung. Er treibt das Projekt, die Sanitätsabteilung zu einer Rettungsabteilung mit öffentlichem Auftrag umzubilden, voran. |
11.10.1906 | Versammlung der gesamten Mannschaft der Sanitätsabteilung im Gasthof Schwarzer Adler, um die Gründung einer Rettungsabteilung zu verhandeln. |
13.-17.10.1906 | Studienreise von Leo Stainer, Dr. Otto Kölner und Ferdinand Nessler zu den Rettungsgesellschaften in Nürnberg, Linz und Wien. |
21.12.1906 | Viktor Baron Graff stellt im Innsbrucker Gemeinderat einen Dringlichkeitsantrag auf Schaffung einer Rettungsabteilung. Der Antrag wird einstimmig angenommen. |
18.02.1907 | Von Dr. Otto Kölner ausgearbeitete Satzungen werden in der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck vollinhaltlich genehmigt. |
12.04.1907 | Gründende Hauptversammlung der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck im Gasthof Breinößl in der Maria-Theresien-Straße. Leo Stainer wird erster Obmann der Rettungsabteilung, sein Stellvertreter Anton Gasser. |
01.10.1907 | Aufnahme des allgemeinen öffentlichen Rettungsdienstes in Innsbruck durch die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1907-1925 Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck
01.10.1907 | Aufnahme des öffentlichen Rettungsdienstes in Innsbruck durch die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. |
1908 | Der erste hauptamtliche Mitarbeiter wird angestellt. |
21.06.1908 | Die Rettungsabteilung bewältigt ihr erstes Großschadensereignis: Bei einem verheerenden Brand in Zirl wird ein Großteil des Dorfes zerstört, fünf Personen sterben. |
22.08.-05.09.1909 | Bei der Landesjahrhundertfeier anlässlich der Tiroler Befreiungskämpfe von 1909 stellt die Rettungsabteilung ihre erste Großambulanz. Zwischen 28. und 30.08.1909 werden insgesamt 792 Einsatzstunden geleistet. Für ihren Einsatz erhält die Rettungsabteilung von Kaiser Franz Joseph I., der zu den Feierlichkeiten angereist war, eine Spende von 1.000 Kronen. |
1909 | Der erste Telefonanschluss der Rettungsabteilung wird installiert und geht wohl 1910 in Betrieb. Gleichzeitig werden in der ganzen Stadt 33, mit einem Standleitungstelefon zur Rettungsabteilung ausgestattete Unfallmeldestellen eingerichtet (1909). |
1911 | Die Rettungsabteilung vermittelt kostenlos Privatkrankenpflegepersonen. |
1914-1918 | Die Rettungsabteilung besorgt während des Ersten Weltkriegs den sog. „Verwundetenabschub“ am Innsbrucker Hauptbahnhof. |
1915 | Für die Durchführung des Verwundetenabschubes überlässt der Unternehmer Daniel Swarovski I der Rettungsabteilung den ersten Sanitätskraftwagen zum „freien Betrieb“. |
1917 | Ankauf eines Laurin & Klement als erstes eigenes Kraftfahrzeug der Rettungabteilung. |
1918 | Die Rettungsabteilung erwirbt als Spende des Konditors und Gründungsmitglieds Hans Munding eine Hütte auf dem Gramartboden (Mundinghütte). |
1925 | Ankauf eines Baugrundes am Ende der Welsergasse (heute: Kreuzung Wilhelm-Greil-Straße/Salurnerstraße), die sich damals quer über den heutigen Eduard-Wallnöfer-Platz. |
18./16.08.1925 | Der Landesverband für Feuerwehr- und Rettungswesen beschließt in Reutte, die Rettungsabteilung aus dem Feuerwehrverband auszuscheiden. |
25.08.1925 | Die Kommandantschaft der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck beschließt, die Rettungsabteilung auszuscheiden. |
1925-1938 – Die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck
03.09.1925 | Die am 25.08.1925 aus dem Feuerwehrverband ausgeschiedene Rettungsabteilung konstituiert sich als „Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck“ neu. |
1926/27 | Bau eines neuen Rettungsheimes auf dem 1925 erworbenen Grund in der Wilhelm-Greil-Straße 23 (damals Welsergasse 7a). In dem Gebäude befindet sich heute das Audioversum. |
1928 | Mit dem „Kammerlichtspielen“ wird in der neu gebauten Rettungswache ein Kino in Betrieb genommen. Die Führung von Wirtschaftsbetrieben wird erstmals in die Satzungen aufgenommen. |
1928-1931 | Ausbau des Großunfall- und Katastrophenschutzes durch Einteilung des Stadtgebietes in Alarmbezirke (erste Alarmordnung) und Einrichtung eines Katastrophenturnusdienstes zur schnellen Bereitstellung einer Kommandostruktur bei Großschadensereignissen. |
1932 | Einrichtung des Landstraßenrettungsdienstes mit Unfallmeldestellen entlang der Landstraßen mit einem Notfallkoffer. |
1933 | Errichtung eines zweiten Gebäudes auf dem 1930 erworbenen Grundstück Wilhelm-Greil-Straße 25. In dem Gebäude wir mit dem „Stieglbräu“ nun auch eine Gastwirtschaft betrieben. |
1935/36 | Entstehung der „Innsbrucker Samariterschule“ durch Einbeziehung von Ärzten der Universitätsklinik unter Dr. Viktor Tschamler. |
1938-1945 Deutsches Rotes Kreuz – Ortsbereitschaft Innsbruck
12.03.1938 | Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Mit dem Anschluss tritt innerhalb der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck eine Gruppe mit nationalsozialistischen Bestrebungen hervor und möchte „frischen nationalsozialistischen Geist in die Reihen der Samariterschaft […] tragen“. |
15.03.1938 | Obmann-Stellvertreter KR Josef Dinkhauser tritt aus politischen Gründen von all seinen Funktionen zurück. |
23.05.1938 | Auflösung der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz und Eingliederung derselben in das seit 1933 zunehmend gleichgeschaltete Deutsche Rote Kreuz. |
Juli 1938 | Schaffung der Landesstellen XVII (Wien) und XVIII (Salzburg) des Deutschen Roten Kreuzes. |
04.08.-20.09.1938 | Behördliche Auflösung der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck und Übernahme durch das Deutsche Rote Kreuz zur „Ortsbereitschaft Innsbruck des Deutschen Roten Kreuzes“. Treuhändische Übergabe des hochverschuldeten Realbesitzes an die Stadt Innsbruck. |
26.08.1939 | Einberufung von 18 Sanitätern zum Kriegssanitätsdienst. |
01.09.1939 | Das Großdeutsche Reich überfällt Polen und löst damit den Zweiten Weltkrieg aus. |
1939-1945 | Die Kriegsdienstleistung der Bereitschaft Innsbruck des DRK besteht – wie schon im Ersten Weltkrieg – im Transport der Versorgung von Verwundeten auf dem Innsbrucker Hauptbahnhof sowie Diensten in den Luftschutzstollen. Die kriegsbedingten Personalausfälle werden durch den Einsatz von 16-jährigen Hitlerjungen und Frauen im Rettungs- und Krankentransportdienst abgefedert. |
1945 | Betreuung von Heimkehrern und Bombenflüchtlingen. |
1945-1955 Die Freiwillige Rettungsgesellschaft in der Nachkriegszeit
3.5.1945 | KR Josef Dinkhauser wird kommissarischer Leiter der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck. |
25.1.1947 | Konstituierende Jahreshauptversammlung im Gasthof Sailer. Zum Obmann wird KR Josef Dinkhauer, zum Obmann-Stellvertreter Gründervater Leo Stainer gewählt. |
1949 | Das Rote Kreuz hält erstmals in den Vereinsnamen Einzug. Dieser wird in „Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck – Bezirksstelle Innsbruck Stadt der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz, Landesverband Tirol“ geändert. |
01.01.1949 | Nach mühsamen Verhandlungen mit der Stadt Innsbruck Rückerstattung des Realbesitzes. Die Gastwirtschaft ist aber an einen ungünstigen Pachtvertrag mit der Stieglbrauerei Salzburg gebunden, die Kammerlichtspiele wurden von der französischen Besatzungsmacht 1947 als Soldatenkino requiriert. |
1943-1948 | Die letzte Tiroler Mangelkrise: Der veraltete Fuhrpark kann nicht erneuert werden, es fehlen Material und Geld für Uniformen, die Stadt Innsbruck lehnt die Ausgabe zusätzlicher Lebensmittelkarten für die Dienstmannschaften ab. |
1950-1954 | Schrittweise Erneuerung des gesamten Fuhrparks. |
1953 | Inkrafttreten einer neuen Alarmordnung für den Katastrophenschutz. |
1955-1970 Zeit der Technisierung
1955/56 | Anschaffung und Inbetriebnahme der ersten Sprechfunkanlage. |
1955 | Der erste Inkubator (Brutkasten) wird angeschafft. |
1956 | Die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck betreut am Innsbrucker Hauptbahnhof Ungarnflüchtlinge, von denen infolge des Einrückens sowjetischer Truppen in Ungarn und der blutigen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes rund 200.000 nach Österreich fliehen. |
1959 | Ausstattung der Rettungsfahrzeuge mit Beatmungsbeuteln und 1960 mit Endotrachealtuben. |
1963 | Die Fahrzeuge werden in Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 1964 mit Sauerstoffflaschen und Beatmungsgeräten bestückt. – Trennung der Grundschulungskurse für die Bevölkerung von Kursen für die Sanitäter: Der 16-stündige Erste-Hilfe-Kurs entsteht. |
1964 | Großambulanz bei den Olympischen Winterspielen. – Ing. Karl Pobitzer wird Obmann der FRI. |
1.4.1964 | Gründervater Leo Stainer verstirbt im Alter von 94 Jahren. |
1968 | Baubeginn für die neue Rettungswache am Sillufer 3 auf einem von der Stadt Innsbruck überlassenen Grundstück am Tivoli-Areal. |
21.03.1970 | Der Wacheneubau am Sillufer wird in Betrieb genommen. |