Exponat des Monats 07/2019

Aus Rotkreuz Museum Innsbruck
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Fahrzeuge der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck in zeitgenössischen Fotografien, 1907-1925

Fotografie auf Karton (im Bilderrahmen): s/w, 33,5 x 20 cm (45x32,5) cm [BxH]. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Das erste Gruppenfoto der am 12.04.1907 gegründeten Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck zeigt auch deren ersten Wagen: Es handelte sich um einen bei Lohner & Co, in Wien aufgebauten Rettungswagen in Landauer-Bauart (offene Kutsche mit Verdeck) mit zwei Tragen, der von der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft übernommen worden war. Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft hatte 1893 ihre siebte Filiale in Innsbruck errichtet. Obwohl man offiziell die Aufnahme des öffentlichen Rettungsdienstes in Innsbruck verkündet hatte, war das Unternehmen bereits ein Jahr später hauptsächlich aus Mangel an geschultem Personal gescheitert.
Karl Dornach: Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck vor dem Stiegenaufgang zum Zwischentrakt im ersten Hof des Rathauses (zerstört durch Bomben 1943-1945) (Ausschnitt). – Fotografie (mit Passepartout im Bilderrahmen) : s/w ; 29,5 x 22 cm (32,5 x 41 cm) [BxH]. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Bereits 1908 ließ die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck bei der Firma Johann Häusler in München einen zweiten Rettungswagen, ebenfalls als Landauer fertigen. Der Ausschnitt aus einer Gruppenaufnahme der Rettungsabteilung aus dem Jahre 1908 zeigt den mit einer Trage und einem Tragstuhl sowie Vollgummireifen, elektrischer Beleuchtung und Heizung ausgestatteten Wagen. Die Kosten für die Anschaffung beliefen sich auf 3920 Kronen, die durch eine Zuwendung des Landes- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz für Tirol von 3000 sowie eine Spende der Innsbrucker Sparkasse von 1000 Kronen gedeckt werden konnten. Der ursprünglich von der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft übernommene Landauer wurde nach dem Vorbild des neuen Wagens von der Firma Johann Lischka um 1269 Kronen adaptiert. Dabei wurde auch die Spurbreite verringert, um den Wagen leichter auf engen Landstraßen in der Umgebung von Innsbruck, die zum Einzugsgebiet der Rettungsabteilung gehörte, einsetzen zu können.
Fotografie (Ansichtskarte): s/w, 14 x 9 cm (B x H); Kunstverlag Leo Stainer (?), 1912. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Am 30. Oktober 1912 wurde als dritter Wagen dieser „schmalspurige, leichte Bergwagen“ nach einer Probefahrt von der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck in Betrieb genommen. Der vom Innsbrucker Wagenbauer Anton Menardi aufgebaute Wagen wurde vor allem für Überlandfahrten und für Überstellungen aus dem Mittelgebirge zum Einsatz gebracht.
Der erste, von der Glasschleiferei Wattens zur Verfügung gestellte Sanitätskraftwagen der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. – Fotografie auf Karton: 14 x 9 cm (B x H). – Rotkreuz-Museum Salzburg. – Reproduktion: Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Die vorliegende Fotografie muss aus dem Jahre 1915 stammen, da auf ihr von der Rettungsabteilung vorgenommene Adaptierungen noch nicht zu sehen sind. Wahrscheinlich wurde sie der Salzburger Rettungsabteilung im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestandsjubiläum der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck im Jahre 1917 geschenkt. Zwischen der Salzburger Rettungsabteilung, die nach dem Vorbild der Innsbrucker Rettungsabteilung im Jahre 1909 gegründet worden war, und der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck bestanden bis 1945 sehr enge Beziehungen.


Im Rahmen einer Diskussion zur Anschaffung des „schmalspurigen, leichten Bergwagens“ bei der Jahreshauptversammlung der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck im Jahre 1911 wurde die Idee zur Anschaffung eines Sanitätskraftwagens ebenfalls erörtert. 1912 wurde die Idee fortgeführt und mit der schnelleren Einsatzbereitschaft (keine Bespannung notwendig), dem – insbesondere bei den häufigen Überlandfahrten, welche die Pferde an ihre Leistungsgrenze brachten – rascheren Eintreffen am Einsatzort, wodurch auch die Ehrenamtlichen schneller wieder zu ihren beruflichen Verpflichtungen zurückkehren könnten, sowie dem durch sanften, ruhigen Transport gegenüber Pferdegespannen höheren Komfort für die Patienten begründet. Der Platz zur Unterbringung wurde durch die Überlassung einer Hauseinfahrt in der Fallmerayerstraße seitens der Innsbrucker Sparkasse geschaffen.

Die Finanzierung sollte durch einen 1910 eingerichteten Automobilfond, dem zweckgebundene Spenden zugeführt wurden, gesichert werden. 1912 wies der Automobilfond noch einen Kassenstand von 12803 Kronen bei zu erwartenden Kosten für die Anschaffung des Autos von 20000 Kronen auf. Nachdem der Fond ein Jahr später auf rund 23000 Kronen angewachsen war, beschloss der Erweiterte Ausschuss der Rettungsabteilung in seiner Sitzung vom 02.07.1914 bei der Fa. Holzhammer in Innsbruck einen Sanitätskraftwagen der Marke Laurin & Klement in Auftrag zu geben. Im August 1914 brach indes der Erste Weltkrieg aus und vereitelte das Vorhaben.

Von 1914 bis 1917 wurde die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck massivst durch die Durchführung des sogenannten „Verwundetenabschubes“, des Transports von verwundeten Militärangehörigen vom Bahnhof meist in Reservespitäler, in Anspruch genommen. Bis zum Ende des Krieges waren von ihr 61027 Soldaten befördert worden. Obwohl der Krieg den Ankauf eines eigenen Sanitätskraftwagens verhindert hatte, gelangte die Rettungsabteilung über den Mitbesitzer der Glasschleiferei Wattens, Daniel Swarovski I., zu ihrem ersten Sanitätsautomobil. Dieses war im Wattener Werk ergänzend zu einem in Wattens betriebenen Notlazarett aufgebaut worden. Wegen des kriegsbedingten Zusammenbruches der Außenhandelsbeziehungen war die Glasschleiferei zunehmend dazu übergegangen, Material, das man nicht mehr geliefert bekam, selbst herzustellen. Ein Brauch, der bis heute beibehalten wird.

1915 wurde der Wagen der Rettungsabteilung zum freien Betrieb überlassen. Im Swarovski Corporate Archive haben sich schriftliche Quellen zu dem Fahrzeug leider nicht erhalten. Man wird aber davon ausgehen können, dass der Kontakt zu Daniel Swarovski I. durch den Bruder von Leo Stainer, Dr. Karl Stainer, der in Wattens Gemeindearzt gewesen war, hergestellt worden sein wird. Der „Swarovski-Wagen“ wurde von der Rettungsabteilung mit einer zweiten Liege, einer elektrischen Anlage und anderen Ergänzungen versehen. Der Kraftfahrer, die Betriebsstoffe und die Reparaturen wurden vom K. u. k. Kriegsministerium gestellt. Am Nachmittag des 8. Dezember 1915 wurden mit dem Wattener Wagen die ersten Transporte, davon einer nach Hall in Tirol, durchgeführt. Frühestens im Jahre 1920 war das Fahrzeug noch in Betrieb.
Sanitätskraftwagen Laurin & Klement der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck, ~1920. – Fotografie: s/w, 13,6 x 8,6 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Schon 1914 war der Auftrag an die Firma Holzhammer, einen Laurin & Klement als Sanitätskraftwagen zu liefern – die Karosserie sollte vom Innsbrucker Wagenbauer Anton Menardi gefertigt werden –, ergangen, konnte von dieser kriegsbedingt allerdings erst drei Jahre später durchgeführt und der Wagen ausgeliefert werden. Jedenfalls erwarb die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck im Jahre 1917 mit dem abgebildeten Laurin & Klement erstmals ein eigenes Automobil.
Richard Müller: Das lebensmüde Auto, Ansichtskarte, s/w, 13,7 x8,5 cm (B x H). – Kunstverlag Leo Stainer, 1918. – Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, alle Rechte vorbehalten. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Ein mit Hilfe einer Zuwendung des K. k. Kriegsministeriums von 10000 Kronen im Jahre 1918 angeschafftes ehemaliges Kriegssanitätsauto der Marke „Puch“ erregte durch die Folgen eines Bremsversagens bei der Talfahrt in der Höttingergasse allgemeines Aufsehen. 1930 wurde der Wagen von der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck an die Polizei verliehen und dort zum „Zeiserlwagen“ degardiert.
Fotografie: s/w, 14 x 9 cm (B x H). – Kunstverlag Leo Stainer, 1925. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Ein am 19.03.1925, um halb vier Uhr, gelieferter und am 20.03.1925 in Betrieb genommener Sanitätskraftwagen der Marke Gräf & Stift dürfte das letzte der Fahrzeuge der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck gewesen sein, bevor diese aus der Feuerwehr ausgeschieden ab 03.09.1925 als Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck fortgeführt wurde. Die Aufnahme zeigt wahrscheinlich die Präsentation am 19.03.1925 vor der Rettungsstation im zweiten Rathaushof.
Fotografie: s/w, 14 x 9 cm (B x H). – Kunstverlag Leo Stainer, 1925. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Die Fotografie zeigt wahrscheinlich die Anlieferung des Sanitätskraftwagens der Marke Gräf & Stift am 19.03.1925.

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Ernst Pavelka, 14.07.2019