Exponat des Monats 03/2020

Aus Rotkreuz Museum Innsbruck
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50 Jahre Rettungswache am Tivoli, 1970–2020

Das Rettungsheim in zeitgenössischen Fotografien und einem Bauplan, 1966–1970

In den Jahren 1968–1970 hatte die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck auf einem ihr 1966 von der Stadt Innsbruck zur Verfügung gestellten Grundstück neben dem ehemaligen Tivoli-Sportplatz um rund 15 Mio. Schilling einen Wacheneubau errichtet.

Der Wacheneubau am Sillufer, 1968-1970
Der Hausbau der Freiwilligen Rettung Innsbruck am Tivoli, Diaserie von Adolf Pfleger, 1967-1969

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Die gerade neu erbaute Wache der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck auf dem Tivoli-Areal von Osten, 1970. – Fotografie, 18 x 24 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck. – Hier noch zu sehen ist die säulengestützte Überdachung einer heute nicht mehr in Betrieb befindlichen, extrem steilen Einfahrt in das Katastrophenlager. Die Errichtung eines Katastrophenlagers war eine Bedingung für die Schenkung des Grundes am Tivoli durch die Stadt Innsbruck im Jahre 1966 gewesen. Hinter dem geschlossenen Tor befand sich die erste KFZ-Werkstätte, die 1991 in einen neu errichteten Ergänzungstrakt übersiedelte, der Raum hinter dem offenen Garagentor birgt die alte Waschanlage. Karl Pobitzer: Schnitt durch den Wacheneubau der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck Innsbruck am Tivoli, 20.12.1966. – Bauplan, ca. 50 x 60 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck. – Der Wacheneubau wurde nach Plänen des damaligen Obmannes der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Baumeister Ing. Karl Pobitzer errichtet. Pobitzer hatte auch die Gesamtbauleitung inne. – Von dem sechstöckigen Gebäude dienten das Erdgeschoß dem täglichen Dienstbetrieb, der erste Stock Schulung und Verwaltung und der sechste Stock war mit Festsaal, Küche und Buffet ausgestattet. Um wie schon beim ersten Bau einer Rettungswache durch die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck in den Jahren 1926 und '27 die Kosten für den Kredit zu amortisieren, war das Gebäude durch Vermietung von Wohnungen in den Stockwerken zwei bis fünf und des Festsaales im sechsten Stock auf den Abwurf von Erträgen ausgelegt. Die wirtschaftsbetriebliche Tradition des Roten Kreuzes Innsbruck geht direkt auf den ersten Hausbau in der Wilhelm-Greil-Straße 23, wo mit den Kammerlichtspielen auch ein Kino betrieben wurde, zurück, die Führung von Wirtschaftsbetrieben steht seit 1928 in den Satzungen.

Am 19.03.1970 erfolgte der Umzug vom alten Standort in der Wilhelm-Greil-Straße 23 an den neuen Standort Sillufer 3. Durchgeführt wurde die Übersiedlung vom hauptamtlichen Personal, dessen Dienstschichten von Ehrenamtlichen Übernommen wurden. Am 21.03., um 14 Uhr, wurde der Bau offizell in Betrieb genommen, wenn auch die feierliche Eröffnung erst am 03.05.1970 stattfinden sollte.

Der Anblick, der sich nach dem Umzug von Inneren des Rettungseimes geboten haben mag, wurde in einer Serie von neun Fotografien festgehalten. Die Aufnahmen dürften kurz nach der Inbetriebnahme der Wache entstanden sein.

Die Telefon- und Funkzentrale (Leitstelle) im Erdgeschoß des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Die Leitstelle der Freiwilligen Rettung Innsbruck wurde bereits am 19.03.1970 in Betrieb genommen. Über ein Sprechfenster Richtung Haupteingang der Wache konnte die Disponentin – die Leitstellendienste wurden damals von der sog. „Schwesternabteilung“, der Abteilung III neben zwei Männerabteilungen für den Fahrdienst, besetzt – der ausrückenden Dienstmannschaft die relevanten Einsatzinformationen übermitteln. Die Leitstelle befand sich bis Oktober 1980 im Erdgeschoß, dann übersiedelte sie in einen damals neu errichteten Überbau der Einfahrt in den Garagenhof und die ursprüngliche Funktion des noch heute vorhandenen Sprechfensters wurde durch eine Rohrpostanlage ersetzt. In den Raum zog später der Ärztliche Funkbereitschaftsdienst ein, der bis 02.06.2019 hier untergebracht war und seinen Dienst nun in der Fallmerayerstraße 5 versieht. Der Raum wurde nach dem Auszug des „Funkarztes“ völlig neu adaptiert, seit 29.07.2019 findet man hier das Büro des diensthabenden Dienstführers.
„Gefolgschaftsraum“ im Erdgeschoß des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Sämtliche Möbeltischlerarbeiten im neuen „Rettungsheim“ waren von der Fa. Kuen & Co. – Tischler- und Tapezierwerkstätte um insgesamt fast öS 500.000,–– ausgeführt worden. Die Einbaueinrichtung im Aufenthaltsraum mit den Sesseln aus Buche und den Barhockern Modell „Kitzbühel“ zeigte sich 43 Jahre lang fast unverändert. Erst im Jahre 2013 wurde der Raum komplett umgestaltet und so an die Anforderungen des modernen Dienstbetriebs angepasst.
Schlafraum im Erdgeschoß des Wachenneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Wie der Aufenthaltsraum befanden sich auch die Schlafräume für die Dienstmannschaften von Anfang an im Erdgeschoß. Das hier abgebildete Zimmer wird noch heute als „Schlafraum IV“ verwendet, wenn auch die Einrichtung mehrmals verändert wurde. Ebenso sind die durch die Türe sichtbaren Spinde am Gang nach wie vor in Betrieb. Über den Lautsprecher über Tür konnte die Leitstelle die Mannschaften der jeweiligen Rettungsfahrzeuge in den Schlafräumen einzeln alarmieren.
Schulungsraum im ersten Stock des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Die Einrichtung des Schulungsraumes stammt hier noch aus der ehemaligen Wache in der Wilhelm-Greil-Straße 23. Der Raum wird von der Abteilung für Aus- und Weiterbildung des Roten Kreuzes Innsbruck auch heute noch als Lehrsaal verwendet, seit dem Frühjahr 2017 unter der Bezeichnung Hans-Munding-Saal, benannt nach einem der Gründungsmitglieder der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck.
Sitzungszimmer im ersten Stock des Wachenneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Direkt neben dem Schulungsraum befand sich bis 2016 das Sitzungszimmer, ursprünglich mit Tisch und Stühlen aus Palisanderholz ausgestattet. Im Hintergrund Ölportraits von Josef Dinkhauser, 1945–1947 kommissarischer Leiter, 1947–1951 gewählter Obmann der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Leo Stainer, Gründervater der Freiwilligen Rettung Innsbruck, 1907–1938 und 1951–1952 Obmann derselben und Dr. Viktor Tschamler, 1907 neben Dr. Franz Hörtnagl erster und langjähriger Chefarzt der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Festsaal im sechsten Stock des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Im sechsten Stock des Rettungsheimes wurde ein Festsaal untergebracht, der noch heute kameradschaftlichen oder satzungsmäßigen Veranstaltungen, als Lehrsaal, zur Vermietung an Dritte und im Katastrophenfall zur Unterbringung und Versorgung einer größeren Anzahl an Personen dient. Seit dem Frühjahr 2017 trägt der Saal den Namen Henry Dunants.
Buffet im sechsten Stock des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Im Vorraum zum großen Festsaal im sechsten Stock wurde ein Buffet – bis heute fast unverändert und nach wie vor in Betrieb – errichtet, das ursprünglich gemeinsam mit einer im Keller gelegenen Kegelbahn als Gastronomiebetrieb verpachtet worden war. Ein Beitrag zur Amortisierung der ungeheuren Baukosten für das Gebäude.
Küche im sechsten Stock des Wacheneubaues der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck am Tivoli, 1970. – Fotografie, 24 x 18 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Die Küche im sechsten Stock diente und dient ebenfalls der Versorgung einer größeren Menge von Veranstaltungs-, Schulungsteilnehmern oder im Katastrophenfall untergebrachter Personen.

Ernst Pavelka, 18.03.2020