Exponat des Monats 03/2019: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Anfang der 1960er-Jahre''' begann man sich bei der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' sowie den mit dem Zivilschutz befassten Bundesbehörden zunehmend mit der '''Frage des Strahlenschutzes''' zu beschäftigen. Als Grund wurden der Betrieb von Kernreaktoren, der zunehmende Einsatz von radioaktiven Stoffen in der Industrie und in Krankenhäusern sowie die Gefahren eines Atomkrieges angegeben. Im Hintergrund stand der '''Beginn des Aufbaues von Zivilschutzeinrichtungen''', der damals noch in den Kinderschuhen stand. Noch 1962 hieß es im Jahresbericht der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'', es würden „sämtliche juridischen und finanziellen Voraussetzungen für den Aufbau einer Zivilschutzorganisation […] fehlen“.
'''Anfang der 1960er-Jahre''' begann man sich bei der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' sowie den mit dem Zivilschutz befassten Bundesbehörden zunehmend mit der '''Frage des Strahlenschutzes''' zu beschäftigen. Als Grund wurden der Betrieb von Kernreaktoren, der zunehmende Einsatz von radioaktiven Stoffen in der Industrie und in Krankenhäusern sowie die Gefahren eines Atomkrieges angegeben. Im Hintergrund stand der '''Beginn des Aufbaues von Zivilschutzeinrichtungen''', der damals noch in den Kinderschuhen stand. Noch 1962 hieß es im Jahresbericht der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'', es würden „sämtliche juridischen und finanziellen Voraussetzungen für den Aufbau einer Zivilschutzorganisation […] fehlen“.


1962 wurden jedenfalls von der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' in Zusammenarbeit mit der ''Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie'' (SGAE) vier '''Strahlenschutzkurse für Ärzte und Naturwissenschaftler''' abgehalten. Das Kursprogramm war vom Leiter des '''Strahlenschutzabteilung des Versuchsreaktors Seibersdorf''', ''Dr. Trittremmel'', zusammengestellt und Teile der Ausbildung an zwei Tagen auch in ''Seibersdorf'' absolviert worden. Ergänzt wurde das Programm durch eine Zivilschutzübung unter der Annahme eines in Verlust geratenen Isotops. Ziel war, in den Katastrophenzügen aller österreichischen Rotkreuz-Bezirksstellen Strahlenschutztrupps aufzustellen. Die insgesamt '''45 Teilnehmer''' an den Kursen sollte dabei als '''Multiplikatoren''' fungieren.
1962 wurden jedenfalls von der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' in Zusammenarbeit mit der ''Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie'' (SGAE) vier '''Strahlenschutzkurse für Ärzte und Naturwissenschaftler''' abgehalten. Das Kursprogramm war vom Leiter des '''Strahlenschutzabteilung des Versuchsreaktors Seibersdorf''', ''Dr. Trittremmel'', zusammengestellt und Teile der Ausbildung an zwei Tagen auch in ''Seibersdorf'' absolviert worden. Ergänzt wurde das Programm durch eine Zivilschutzübung unter der Annahme eines in Verlust geratenen Isotops. '''Ziel''' war es, in den Katastrophenzügen aller österreichischen Rotkreuz-Bezirksstellen Strahlenschutztrupps aufzustellen. Die insgesamt '''45 Teilnehmer''' an den Kursen sollte dabei als '''Multiplikatoren''' fungieren.


Im Zuge der '''Aufstellung der Strahlenschutztrupps''' wurden '''ab Dezember 1962''' den Landesverbänden und Bezirksstellen von der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' insgesamt '''50 Strahlenspürgeräte des Typs ''EMB 3''''' der Schweizer Firma ''Landis & Gyr'' zur Verfügung gestellt. In Tirol erhielten die '''Bezirksstellen ''Imst'' und ''Innsbruck-Stadt'' jeweils zwei der Geräte'''. Eine Strahlenschutzeinheit wurde in Innsbruck offenbar unter ''Adolf Pfleger'' eingerichtet und Mitglieder auch zu entsprechenden Kursen an die Zentralschule der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' in ''Wien'' geschickt. Eines der beiden Innsbrucker Strahlenmessgeräte hat sich im [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']] erhalten.
Im Zuge der '''Aufstellung der Strahlenschutztrupps''' wurden '''ab Dezember 1962''' den Landesverbänden und Bezirksstellen von der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' insgesamt '''50 Strahlenspürgeräte des Typs ''EMB 3''''' der Schweizer Firma ''Landis & Gyr'' zur Verfügung gestellt. In Tirol erhielten die '''Bezirksstellen ''Imst'' und ''Innsbruck-Stadt'' jeweils zwei der Geräte'''. Eine Strahlenschutzeinheit wurde in Innsbruck offenbar unter ''Adolf Pfleger'' eingerichtet und Mitglieder auch zu entsprechenden Kursen an die Zentralschule der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' in ''Wien'' geschickt. Eines der beiden Innsbrucker Strahlenmessgeräte hat sich im [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']] erhalten.

Version vom 17. März 2019, 22:32 Uhr

Im ⇨ Online-Museum wird jeden Monat ein Gegenstand aus dem ⇨ Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck vorgestellt.

Strahlenspürgerät EMB 3 / Landis & Gyr

Anfang der 1960er-Jahre begann man sich bei der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz sowie den mit dem Zivilschutz befassten Bundesbehörden zunehmend mit der Frage des Strahlenschutzes zu beschäftigen. Als Grund wurden der Betrieb von Kernreaktoren, der zunehmende Einsatz von radioaktiven Stoffen in der Industrie und in Krankenhäusern sowie die Gefahren eines Atomkrieges angegeben. Im Hintergrund stand der Beginn des Aufbaues von Zivilschutzeinrichtungen, der damals noch in den Kinderschuhen stand. Noch 1962 hieß es im Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, es würden „sämtliche juridischen und finanziellen Voraussetzungen für den Aufbau einer Zivilschutzorganisation […] fehlen“.

1962 wurden jedenfalls von der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie (SGAE) vier Strahlenschutzkurse für Ärzte und Naturwissenschaftler abgehalten. Das Kursprogramm war vom Leiter des Strahlenschutzabteilung des Versuchsreaktors Seibersdorf, Dr. Trittremmel, zusammengestellt und Teile der Ausbildung an zwei Tagen auch in Seibersdorf absolviert worden. Ergänzt wurde das Programm durch eine Zivilschutzübung unter der Annahme eines in Verlust geratenen Isotops. Ziel war es, in den Katastrophenzügen aller österreichischen Rotkreuz-Bezirksstellen Strahlenschutztrupps aufzustellen. Die insgesamt 45 Teilnehmer an den Kursen sollte dabei als Multiplikatoren fungieren.

Im Zuge der Aufstellung der Strahlenschutztrupps wurden ab Dezember 1962 den Landesverbänden und Bezirksstellen von der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz insgesamt 50 Strahlenspürgeräte des Typs EMB 3 der Schweizer Firma Landis & Gyr zur Verfügung gestellt. In Tirol erhielten die Bezirksstellen Imst und Innsbruck-Stadt jeweils zwei der Geräte. Eine Strahlenschutzeinheit wurde in Innsbruck offenbar unter Adolf Pfleger eingerichtet und Mitglieder auch zu entsprechenden Kursen an die Zentralschule der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz in Wien geschickt. Eines der beiden Innsbrucker Strahlenmessgeräte hat sich im Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck erhalten.

Strahlenspürgerät Landis & Gyr EMB 3 mit Trageriemen und geöffnetem Messfenster an der Vorderseite, 1962: 20 x 10 x 17 cm (BxTxH). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck

Die Entscheidung zum bundesweiten Ankauf und Einsatz des Strahlenmessgerätes EMB 3 war von den Bundesministerien für Inneres (Amt für Zivilschutz) und Landesverteidigung (Abteilung für Luftschutz) nach eingehender Prüfung gefällt worden. Grund für die Entscheidung war, dass das Gerät für den Katastrophenschutz konzipiert wurde: Es ist stoßfest, wasserdicht (schwimmt auf dem Wasser) und sämtliche für den Betrieb erforderlichen Teile, wie Batterien und Strahlendetektoren, sind im Gerät so verbaut, dass es unmöglich ist, sie im Einsatz zu verlieren. Zudem war es auch in der Schweiz bei der Armee und im Zivilschutz landesweit erfolgreich im Einsatz. Die Überprüfung erfolgte über die Luftschutz-Zeugstelle in der Erzherzog-Wilhelm-Kaserne in Wien. Die letzte Überprüfung des vorliegenden Gerätes fand im April 1981, allerdings durch das Strahlenschutzinstitut der SGAE statt. Eine aufgeklebte Notiz vom 19.05.1986 weist das Strahlensuchgerät als nicht mehr funktionstüchtig aus.

Strahlenspürgerät Landis & Gyr EMB 3, 1962: Skalenfenster auf der Oberseite. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Das mit zwei Geiger-Müller-Zählrohren (vulgo „Geigerzähler“) als Strahlendetektoren ausgestattete Gerät konnte sowohl Beta- als auch Gamma-Strahlung messen. Es verfügt über drei umschaltbare Messbereiche, 0-10 mr/h, 0-1000 mr/h und 0-100 mr/h, wobei im Skalenfenster lediglich der gerade eingeschaltete Messbereich sichtbar ist. Dadurch werden Fehler bei der Ablesung vermieden. Die Messung selbst von sehr geringen Strahlendosen war bei Wahl des 0-10 mr/h-Bereiches anhand einfacher Zählung der Blinkfrequenz einer Glimmlampe möglich. Glimmlampen beleuchteten außerdem das Skalenfenster. Die Funktionskontrolle erfolgte über ein eingebautes Eichpräparat.

Gerätebeschreibung des Strahlenspürgerätes Landis & Gyr EMB 3, aus: Strahlensuchgerät EMB 3. Das Rote Kreuz, Offizielles Orqan der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz (1962) o. Jg,, Heft 2, S.8. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Strahlenspürgerät Landis & Gyr EMB 3, 1962: Messbereichumschalter (oben), Hebel zur Freigabe der Strahlung des Messpräparates (unten, rote Markierung), Eichknopf und Batteriefach (großer, runder Deckel. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Strahlenspürgerät Landis & Gyr EMB 3, 1962: Batteriefach. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Strahlenspürgerät Landis & Gyr EMB 3, 1962: Rückseite mit Gürtelschlaufe. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

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Ernst Pavelka, 16.03.2019