Die Großambulanz zu den Olympischen Winterspielen 1964

Aus Rotkreuz Museum Innsbruck
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Bei den 1964 in Innsbruck ausgetragenen IX. Olympischen Winterspielen stellte die Freiwillige Rettungsgesellschaft gemeinsam mit den Rotkreuz-Bezirksstellen Innsbruck-Land, Solbad Hall, Telfs, Reutte, Landeck und Imst sowie der „Burghard-Breitner-Gruppe“ des Jugendrotkreuzes ihre erste Großambulanz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Größenordnung des Einsatzes war für die damalige Zeit neu und stellte an die beteiligten Organisationen erhebliche Anforderungen. Diese führten allerdings auch zu einem Erfahrungsschub und einer Modernisierung von Teilen der Ausrüstung. Erste Erfahrungen mit Großambulanzen konnten gemeinsam mit dem Roten Kreuz Solbad Hall und der Ortsstelle Seefeld des Roten Kreuzes Innsbruck-Land bereits ein Jahr vor den eigentlichen Spielen bei der Vorolympiade gesammelt werden:

Die Vorolympische Spiele 1963: Generalprobe für die Winterolympiade 1964

Nachdem sich Innsbruck 1959 gegen Calgary und Lahti als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 1964 durchgesetzt hatte[1], wurde 1962[2] mit dem Bau von zwei getrennten Kunsteisbahnen für Bob- und Rodelwettbewerbe in Igls begonnen.[3] „Mit 1506 m Länge, 13 Kurven und einem Höhenunterschied von 136 m zählten sie zu den beeindruckendsten Bahnen der Welt.“[4] Dem Bericht nach soll schönstes, aber eiskaltes Winterwetter geherrscht haben, als die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck zwischen 21. Jänner und 10. Feber 1963 mit 25 Kraftwägen und 143 Einsatzkräften bei den Bob- und von 11. bis 18. Jänner bei den Rodelmeisterschaften mit 14 Krankenwägen und 37 Einsatzkräften die Ambulanzen stellte.[5] „Schlimm waren hierbei die Nachteinsätze bei 23 bis 28 Grad Kälte, weil die Helfer stundenlang im Freien stehen mußten; eine geheizte Baracke wurde erst im Jänner 1964 errichtet.“[6] Zu diesen ersten beiden Ambulanzen gesellten sich zwischen 13. und 16. Feber vier beim Herrenabfahrtlauf am Patscherkofel, die mit fünf Sanitätsfahrzeugen und 16 Einsatzkräften beschickt worden waren. Versorgt wurden dabei nicht nur die Wettkämpfer, sondern auch die Zuschauer.

Nach der Fertigstellung des Eisstadions mit Mitte November stellte die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck auch hier bis Jahresende insgesamt zwölf Ambulanzen, die mit 110 Einsatzkräfen besetzt worden waren.[7] Gerade im Eisstadion scheinen die Einsätze nicht gerade konfliktfrei vonstatten gegangen zu sein: „Gleich unser erster Einsatz zeigte, daß die Direktion des Eisstadions von unseren Ambulanzen nicht viel hielt und sich auf die ärztliche Betreuung im neuerrichteten Ärzteraum beschränken wollte. In diesem Zusammenhang muß gleich festgestellt werden, daß dieser Arztraum westseitig eingerichtet wurde, während die Mannschaftskabinen ostseitig untergebracht sind. Jeder verletzte Spieler wird von seinen Kameraden aus dem Spielfeld geführt oder getragen und in den meisten Fällen vom Mannschaftsarzt versorgt. In keinem einzigen Fall wurde die Überführung ins Arztzimmer gewünscht, sondern meist strikte abgelehnt. Andernfalls hätten wir den Verletzten rund um das Stadion tragen oder den gleichfalls auf der falschen Seite plazierten Krankenwagen herbeiholen müssen. Eine Änderung dieser Situation war vor der Olympiade aus technischen Gründen nicht mehr möglich, wir hoffen aber, daß nachher dieser Notwendigkeit Rechnung getragen wird.[8] Beschämend für uns war auch die Tatsache, daß wir die längste Zeit nicht wußten, wo wir uns aufstellen sollten. Täglich gab es neue Verfügungen, wir wurden von einer Ecke in die andere verschoben, bis endlich ein energischer Vorstoß bei der Direktion uns zu fixen Stehplätzen verhalf. Leider mußten wir dann auch um diese noch erbitterte Kämpfe führen.“[9] Eishockey wurde aber auch in der Messehalle gespielt, wo für elf Spiele elf Wägen und 55 Sanitäter zur Verfügung gestellt wurden.

Diese Generalproben gaben uns die Möglichkeit, manches zu lernen, und vor allem aber waren sie richtungweisend für die weiteren Vorbereitungsarbeiten zum kommenden Großkampf. Leider mußten im Laufe der Zeit die gesamten Einsatzpläne zweimal voll- kommen neu erstellt werden, weil die ursprünglich festgelegten Mannschaftsstärken vom OK aus finanziellen Gründen wesentlich reduziert wurden. […] Auf Grund der gesammelten Erfahrungen sahen wir dem Jahre 1964 mit etwas gemischten Gefühlen entgegen.[10]


Quellen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Winterspiele_1964#Wahl_des_Austragungsortes
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Olympia_Eiskanal_Igls#Geschichte (Zugriff: 18.01.2024, 10:21 Uhr). – Bereits 1910/11 war vom Tiroler Sportklub gemeinsam mit dem Wintersportverein Igls eine erste „Kunst-Bobsleighbahn“ in Igls errichtet worden. Vgl. Tiroler Sportklub. Allgemeiner Tiroler Anzeiger (1910) 3, Nr. 256, 10.11.1910, 8, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/annoshow?call=tan%7C19101110%7C8%7C100.0%7C0 (Zugriff: 18.01.2024 10:36 Uhr); Tiroler Sportklub. Allgemeiner Tiroler Anzeiger (1911) 4, Nr. 11, 14.01.1911, 11, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/annoshow?call=tan%7C19110114%7C11%7C100.0%7C0 (Zugriff: 18.01.2024, 10:35 Uhr)
  3. https://innsbruck-erinnert.at/der-eiskanal-in-igls/ (Zugriff: 18.01.2024 10:16 Uhr).
  4. https://www.innsbruck.info/sehenswuerdigkeiten/sightseeing/moderne-architektur/detail/infrastruktur/bob-rodel-und-skeletonbahn-in-igls-igls.html (Zugriff: 18.01.2024, 10:22 Uhr).
  5. Vgl. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 57. Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Bezirksstelle Innsbruck-Stadt der Österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz, 1963. Innsbruck: Selbstverlag, 1964, 2.
  6. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 57. Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Bezirksstelle Innsbruck-Stadt der Österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz, 1963. Innsbruck: Selbstverlag, 1964, 2.
  7. Vgl. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 57. Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Bezirksstelle Innsbruck-Stadt der Österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz, 1963. Innsbruck: Selbstverlag, 1964, 2.
  8. Die Mannschaftskabinen befinden sich heute westseitig in der Nähe des Ambulanzraumes.
  9. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 57. Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Bezirksstelle Innsbruck-Stadt der Österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz, 1963. Innsbruck: Selbstverlag, 1964, 2–3.
  10. AdFRI, OERK-FRI-JAB, Jahresberichte des Roten Kreuzes Innsbruck: 57. Jahresbericht der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Bezirksstelle Innsbruck-Stadt der Österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz, 1963. Innsbruck: Selbstverlag, 1964, 2–3.

Die Ambulanz bei den Olympischen Winterspielen 1964

Um die Großambulanz für die Olympischen Spiele planen zu können, wurden die Erfahrungen aus den Ambulanzen bei der Vorolympiade systematisch ausgewertet.

Die „Olympia-Medaille“ der Republik Österreich