Exponat des Monats 09/2020
Pye Bantam HP1AM Radiotelephone mit Akkuladegerät BC1A, 1967
Am 18.12.1956 ging die erste Sprechfunkanlage der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck in Betrieb. Nachdem die Österreichische Post- und Telegraphendirektion der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz im Jahre 1954 die allgemeine Funkbewilligung erteilt hatte, war die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck neben anderen Rotkreuz-Bezirksstellen darangegangen, den Ankauf eines Sprechfunksystems in Angriff zu nehmen. Mit Geräten des in Cambridge ansässigen Herstellers Pye Telecommunications war sie 1956 nach jener in Wien die erste Rotkreuz-Bezirksstelle in Österreich, die mit einem auf Fahrt befindlichen Rettungswagen Sprechverbindung aufnehmen konnte. Gefunkt wurde auf einer einzigen Frequenz von 77.225 MHz auf 4-Meter-Band mit Amplitudenmodulation. Das 1896 gegründete Unternehmen Pye Telecommunications wurde 1967 von Philips Electronics UK übernommen, aber bis 1986 unter dem ursprünglichen Markenname weitergeführt. Geräte der Fa. Pye waren bis 06.11.1973 bei der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck im Einsatz gewesen. Der Wechsel auf Funkgeräte des dänischen Herstellers Storno stellte in technischer Hinsicht den Umstieg von Amplituden- auf Frequenzmodulation dar.
Das Pye Bantam HP1AM war das letzte von der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck bei Pye Telecommunications angekaufte und auf Amplitudenmodulation beruhende Funkgerät. Als portables Gerät handelte es sich zwar nicht um das erste Handfunkgerät – bereits die erste Sprechfunkanlage der FRGI war mit einem heute nicht mehr erhaltenen tragbaren Funkgerät des Typs Pye PTC122 ausgestattet gewesen –, aber um ein deutlich leichteres und kompakteres als Produkte von Konkurrenzunternehmen. Das Ultra-Kurzwellen-Gerät wurde ab 1965 in einer zivilen und militärischen Variante sowohl in einer Version mit Frequenz- als auch einer mit Amplitudenmodulation hergestellt. Es wurde in einer Ledertasche an der Schulter getragen. Der Trageriemen enthielt eine Drahtantenne, die am Anschluss für eine wahlweise verwendbare externe Antenne angeschlossen wurde. Optional konnte auch eine abnehmbare Teleskopantenne zum Einsatz gebracht werden, die für das im Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck vorgehaltene Exemplar leider nicht mehr vorhanden ist. Das Metallgehäuse des Funkgerätes enthielt einen zuschaltbaren Lautsprecher. Bei nicht eingeschaltetem Lautsprecher fungierte das am Lederetui seitlich ansteckbare Mikrophon als Lautsprecherteil. Die technische Ausstattung umfasste außerdem eine steuerbare Rauschunterdrückung sowie einen Modulationsbegrenzer. Im Lederetui weist das Gerät ein Gewicht von 2,1 kg auf.
Das vorliegende Exemplar eines Pye Bantam HP1AM wurde von der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck auf ein Angebot der Fa. Richard Reiss, des damaligen Generalimporteurs für Pye-Funkgeräte in Österreich, von 19.01.1967 angekauft. Es kostete ohne Bequarzung öS 12.670,––, inkl. Kristallpaar, Akku sowie Ladegerät BC 1A beliefen sich die Kosten für die Anschaffung auf öS 15.991,––. Das Bantam war nicht wie heutige Handfunkgeräte des Roten Kreuzes Innsbruck für den Einsatz in Rettungswägen vorgesehen, sondern war exklusiv dem damaligen Obmann, Ing. Karl Pobitzer (1964–1989, seit 1968 auch Landesrettungskommandant), zum Zweck der Einsatzkoordination bei Großambulanzen sowie bei Katastrophen- wie Großunfalllagen vorbehalten gewesen. Handfunkgeräte – auch zwei 1973 angekaufte Storno CQP 532 – wurden damals ausschließlich von Mitgliedern in Kommandofunktion eingesetzt.
Ernst Pavelka, 18.09.2020.