Exponat des Monats 10/2016: Unterschied zwischen den Versionen
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== Die ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' beim Entladen eines Verwundetenzuges am Innsbrucker Hauptbahnhof im Jahre 1916. == | == Die ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' beim Entladen eines Verwundetenzuges am Innsbrucker Hauptbahnhof im Jahre 1916. == | ||
[[Bild:RKT1916_1_13_RKT-20140526123128_r_lokal-krankentransport-kolonne.png|none|800 px|framed|<sup>''Karl Dornach'': Lokal-Krankentransport-Kolonne vom Roten Kreuze, Ansichtskarte, s/w, 12x9 cm, Innsbruck: Kunstverlag [[Leo Stainer]], 1916.</sup> <br /> Mit Beginn des ''Ersten Weltkriegs'' Anfang August 1914, wurde für die ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' ein bereits 1892 abgeschlossenes, später erneuertes Abkommen zwischen der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' und dem ''Österreichischen | [[Bild:RKT1916_1_13_RKT-20140526123128_r_lokal-krankentransport-kolonne.png|none|800 px|framed|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/3/33/RKT1916_1_13_RKT-20140526123128_r_lokal-krankentransport-kolonne.png|<sup>''Karl Dornach'': Lokal-Krankentransport-Kolonne vom Roten Kreuze, Ansichtskarte, s/w, 12x9 cm, Innsbruck: Kunstverlag [[Leo Stainer]], 1916.</sup> <br /> Mit Beginn des ''Ersten Weltkriegs'' Anfang August 1914, wurde für die ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' ein bereits 1892 abgeschlossenes, später erneuertes Abkommen zwischen der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz'' und dem ''Österreichischen Feuerwehrausschuss'' schlagend, durch das sich die Freiwilligen Feuerwehren im Kriegsfall zur Hilfeleistung für Militärangehörige verpflichteten. Konkret bestand die Hilfeleistung im Ent- und Beladen von Verwundetenzügen und in der Versorgung durchreisender Verwundeter. <br /><br /> | ||
Bereits am 8.8., wenige Tage nach der allgemeinen Mobilisierung am 1., rief die ''Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz'' die Feuerwehren zum sog. „Verwundetenabschub“ auf den Bahnhöfen auf. Aufgrund Personalmangels infolge der Einberufungen – schon im ersten Kriegsjahr musste die Hälfte der aktiven Mitglieder der Rettungsabteilung einrücken – wurde die Zivilbevölkerung mit Anschlägen und Zeitungsannoncen zur Mithilfe aufgerufen. „[J]unge, kräftige, noch nicht militärdienstpflichtige Männer“ [Innsbrucker Nachrichten (1914) 61, Nr. 201, 14.08.1914, S. 7] sollten sich an der Privat- und Geschäftsadresse von Obmann ''[[Leo Stainer]]'' in der Maria-Theresien-Straße 38 melden. Aufgeteilt auf mehrere Termine wurden sie im zweiten Hof des Neuen Rathauses, wo die ''Rettungsabteilung'' ihre Wache hatte, gemustert und auf das Heben und Tragen von Verwundeten sowie die Handhabung der Geräte eingeschult. Zu dieser Zeit häuften sich die Schulungsvorträge ''[[Dr. Viktor Tschamler]]s'' zu einschlägigen Themen: „Verbands- und Transportimprovisationen“, „Verwundetentransporte und Schutzpockenimpfung“, „Labedienst bei durchfahrenden Verwundetentransporten“. Auch eine gemeinsame Übung aller an den Verwundetentransporten Beteiligten wurde durchgeführt. <br /><br /> | Bereits am 8.8., wenige Tage nach der allgemeinen Mobilisierung am 1., rief die ''Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz'' die Feuerwehren zum sog. „Verwundetenabschub“ auf den Bahnhöfen auf. Aufgrund Personalmangels infolge der Einberufungen – schon im ersten Kriegsjahr musste die Hälfte der aktiven Mitglieder der Rettungsabteilung einrücken – wurde die Zivilbevölkerung mit Anschlägen und Zeitungsannoncen zur Mithilfe aufgerufen. „[J]unge, kräftige, noch nicht militärdienstpflichtige Männer“ [Innsbrucker Nachrichten (1914) 61, Nr. 201, 14.08.1914, S. 7] sollten sich an der Privat- und Geschäftsadresse von Obmann ''[[Leo Stainer]]'' in der Maria-Theresien-Straße 38 melden. Aufgeteilt auf mehrere Termine wurden sie im zweiten Hof des Neuen Rathauses, wo die ''Rettungsabteilung'' ihre Wache hatte, gemustert und auf das Heben und Tragen von Verwundeten sowie die Handhabung der Geräte eingeschult. Zu dieser Zeit häuften sich die Schulungsvorträge ''[[Dr. Viktor Tschamler]]s'' zu einschlägigen Themen: „Verbands- und Transportimprovisationen“, „Verwundetentransporte und Schutzpockenimpfung“, „Labedienst bei durchfahrenden Verwundetentransporten“. Auch eine gemeinsame Übung aller an den Verwundetentransporten Beteiligten wurde durchgeführt. <br /><br /> | ||
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Viele dieser Hilfsmittel wurden von Unternehmen und Standesvertretungen beigesteuert. So überließ 1915 der Besitzer der ''Glasschleiferei Wattens'', ''Daniel Swarovski I'', der ''Rettungsabteilung'' ihren ersten Sanitätskraftwagen „in freien Betrieb”. Der Wagen war im Wattener Werk ergänzend zu einem dort betriebenen Notlazarett aufgebaut worden. Wegen des kriegsbedingten Zusammenbruches der Außenhandelsbeziehungen war die Glasschleiferei zunehmend dazu übergegangen, Material, das man nicht mehr geliefert bekam, selbst herzustellen. Ein Brauch, der bis heute beibehalten wird. Von der ''Rettungsabteilung'' wurde der Wagen noch mit einer zweiten Liege und anderen Ergänzungen versehen. Der Kraftfahrer, die Betriebsstoffe und die Reparaturen wurden vom ''K. u. k. Kriegsministerium'' gestellt. <br /><br /> | Viele dieser Hilfsmittel wurden von Unternehmen und Standesvertretungen beigesteuert. So überließ 1915 der Besitzer der ''Glasschleiferei Wattens'', ''Daniel Swarovski I'', der ''Rettungsabteilung'' ihren ersten Sanitätskraftwagen „in freien Betrieb”. Der Wagen war im Wattener Werk ergänzend zu einem dort betriebenen Notlazarett aufgebaut worden. Wegen des kriegsbedingten Zusammenbruches der Außenhandelsbeziehungen war die Glasschleiferei zunehmend dazu übergegangen, Material, das man nicht mehr geliefert bekam, selbst herzustellen. Ein Brauch, der bis heute beibehalten wird. Von der ''Rettungsabteilung'' wurde der Wagen noch mit einer zweiten Liege und anderen Ergänzungen versehen. Der Kraftfahrer, die Betriebsstoffe und die Reparaturen wurden vom ''K. u. k. Kriegsministerium'' gestellt. <br /><br /> | ||
Die Verwundetenzüge kamen bei Tag und bei Nacht. Bereits im zweiten Kriegsjahr 1915 waren 15570 Mann bei 242 Verwundetenabschüben transportiert worden. Gegen Ende 1916 waren es 34425 und bis zum Ende des Krieges 1918 61027 Soldaten. Die Verletzten wurden von der ''Rettungsabteilung'' und ihren zivilen Helfern entweder nach Hause, in eines der der Pflege von Verwundeten gewidmeten Spitäler oder von dort zu den Zügen verbracht. Neben dem ''k. u. k. Garnisonsspital'' und dem ''k. u. k. klinischen Reservespital'' wurden 1917/18 in Innsbruck noch 12 Reservespitäler und 19 Notreservespitäler betrieben. Davon standen das ''Vereinsreservespital vom Roten Kreuz'' im ''Pädagogium'' (heute: ''Bundesoberstufenrealgymnasium Fallmerayerstraße'' ) und das Notreservespital ''Schloss Mentlberg'' unter der Verwaltung des ''Patriotischen Landes- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz für Tirol'', des Tiroler Ablegers der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz''. <br /><br /> | Die Verwundetenzüge kamen bei Tag und bei Nacht. Bereits im zweiten Kriegsjahr 1915 waren 15570 Mann bei 242 Verwundetenabschüben transportiert worden. Gegen Ende 1916 waren es 34425 und bis zum Ende des Krieges 1918 61027 Soldaten. Die Verletzten wurden von der ''Rettungsabteilung'' und ihren zivilen Helfern entweder nach Hause, in eines der der Pflege von Verwundeten gewidmeten Spitäler oder von dort zu den Zügen verbracht. Neben dem ''k. u. k. Garnisonsspital'' und dem ''k. u. k. klinischen Reservespital'' wurden 1917/18 in Innsbruck noch 12 Reservespitäler und 19 Notreservespitäler betrieben. Davon standen das ''Vereinsreservespital vom Roten Kreuz'' im ''Pädagogium'' (heute: [https://www.openstreetmap.org/way/562015220 ''Bundesoberstufenrealgymnasium Fallmerayerstraße'']) und das Notreservespital [https://www.openstreetmap.org/way/106298567 ''Schloss Mentlberg''] unter der Verwaltung des ''Patriotischen Landes- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz für Tirol'', des Tiroler Ablegers der ''Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz''. <br /><br /> | ||
Unter den jungen Männern, die sich damals zu den Verwundetenabschüben am Innsbrucker Hauptbahnhof meldeten, befand sich der spätere Obmann der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' ''[[Karl Kačičnik]]''. Er war 1915 als Mittelschüler einem der Aufrufe der ''Rettungsabteilung'' zum Bahnhofsabschub an den Gymnasien gefolgt. Siebzehn Jahre später wird er in der Festschrift der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' aus Anlass ihres 25-jährigen Bestandsjubiläums einen eindrücklichen Bericht über den Ablauf der Transporte abliefern:<br /> | Unter den jungen Männern, die sich damals zu den Verwundetenabschüben am Innsbrucker Hauptbahnhof meldeten, befand sich der spätere Obmann der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' ''[[Karl Kačičnik]]''. Er war 1915 als Mittelschüler einem der Aufrufe der ''Rettungsabteilung'' zum Bahnhofsabschub an den Gymnasien gefolgt. Siebzehn Jahre später wird er in der Festschrift der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' aus Anlass ihres 25-jährigen Bestandsjubiläums einen eindrücklichen Bericht über den Ablauf der Transporte abliefern:<br /> |
Aktuelle Version vom 6. Juni 2024, 09:38 Uhr
Im ⇨ Online-Museum wird jeden Monat ein Gegenstand aus dem ⇨ Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck vorgestellt.
Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck beim Entladen eines Verwundetenzuges am Innsbrucker Hauptbahnhof im Jahre 1916.
Ernst Pavelka