Exponat des Monats 07/2020: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:21 muskelfigur detail 2.png|thumb|350px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/d/df/21_muskelfigur_detail_2.png|<sup>''Franz Frohse'': Homo sapiens, Ganze Muskelfigur von hinten, ~1930, Detail. – Wandtafel (Leinwand), 90 x 195 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] | [[Bild:21 muskelfigur detail 2.png|thumb|350px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/d/df/21_muskelfigur_detail_2.png|<sup>''Franz Frohse'': Homo sapiens, Ganze Muskelfigur von hinten, ~1930, Detail. – Wandtafel (Leinwand), 90 x 195 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] | ||
schrieb im Jahre '''1934''' der damalige Chefarzt der [[1925-1938_Die_Freiwillige_Rettungsgesellschaft_Innsbruck_in_turbulenter_Zeit#Der_Weg_in_die_Selbst.C3.A4ndigkeit|''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'']], '''''Dr. Viktor Tschamler'''''. Er nennt neben anderen damals im Unterricht für die [[Der barmherzige Samariter|„Samariter“]], wie Sanitäter dazumal genannt wurden, von den Ärzten der ''Rettungsgesellschaft'' verwendeten Lehrmitteln sogenannte '''„Wandtafeln“''', auch '''„Lehrtafeln“'''. Es handelte sich dabei um mit '''Darstellungen von Lehrinhalten''' bedruckte '''Leinwände''' oder Blätter stärkeren Papiers. Diese waren an der Unter- und Oberseite mit einer meistens hölzernen, später auch metallenen Leiste versehen. Während an der oberen Leiste eine Schlaufe oder andere Vorrichtung zur fallweisen '''Befestigung an Wänden oder auch Ständern''' angebracht war, wurden die Tafeln zur Lagerung '''über die untere Leiste aufgerollt''' und die Rolle mit einem Textilband zugebunden. Frühe Wandtafeln dürften auf das späte 18. Jahrhundert zurückgehen, '''Ende des 19. Jahrhunderts''' waren sie an Universitäten und anderen Bildungsanstalten '''weit verbreitet''' und danach '''auch im zwanzigsten Jahrhundert noch lange in Gebrauch'''. Der Autor dieser Zeilen hat während seiner Gymnasialzeit in den 1980er-Jahren noch erlebt, dass Wandtafeln im Geschichte- und Geographieunterricht vereinzelt eingesetzt wurden. | schrieb im Jahre '''1934''' der damalige Chefarzt der [[1925-1938_Die_Freiwillige_Rettungsgesellschaft_Innsbruck_in_turbulenter_Zeit#Der_Weg_in_die_Selbst.C3.A4ndigkeit|''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'']], '''''Dr. Viktor Tschamler'''''. Er nennt neben anderen damals im Unterricht für die [[Der barmherzige Samariter|„Samariter“]], wie Sanitäter dazumal genannt wurden, von den Ärzten der ''Rettungsgesellschaft'' verwendeten Lehrmitteln sogenannte '''„Wandtafeln“''', auch '''„Lehrtafeln“''' genannt. Es handelte sich dabei um mit '''Darstellungen von Lehrinhalten''' bedruckte '''Leinwände''' oder Blätter stärkeren Papiers. Diese waren an der Unter- und Oberseite mit einer meistens hölzernen, später auch metallenen Leiste versehen. Während an der oberen Leiste eine Schlaufe oder andere Vorrichtung zur fallweisen '''Befestigung an Wänden oder auch Ständern''' angebracht war, wurden die Tafeln zur Lagerung '''über die untere Leiste aufgerollt''' und die Rolle mit einem Textilband zugebunden. Frühe Wandtafeln dürften auf das späte 18. Jahrhundert zurückgehen, '''Ende des 19. Jahrhunderts''' waren sie an Universitäten und anderen Bildungsanstalten '''weit verbreitet''' und danach '''auch im zwanzigsten Jahrhundert noch lange in Gebrauch'''. Der Autor dieser Zeilen hat während seiner Gymnasialzeit in den 1980er-Jahren noch erlebt, dass Wandtafeln im Geschichte- und Geographieunterricht vereinzelt eingesetzt wurden. | ||
Im '''Inventarium der [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Sanit.C3.A4tsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck|''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'']]''' werden '''im Jahre 1903''' erstmals '''„5 große Wandtafeln“''' sowie '''„10 kleinere Wandtafeln für Schulzwecke“''' genannt. 1905 erweiterte sich der Bestand um eine zusätzliche Lehrtafel mit einer lebensgroßen Darstellung des menschlichen Körpers. Nachdem aus der [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Sanit.C3.A4tsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck|''Sanitätsabteilung'']] im Jahre 1907 die [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Gr.C3.BCndung_der_Rettungsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck_am_12.4.1907|''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'']] gegründet worden war, kam noch „1 Tafel über erste Hilfeleistung“ hinzu. 1913 werden jene zehn kleinen Wandtafeln, welche die ''Rettungsabteilung'' von der ''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' übernommen hatte, nicht mehr genannt, stattdessen ist neben der Wandtafel mit der Darstellung des menschlichen Körpers in Lebensgröße noch von „20 große[n] Wandtafeln, 2 Tafeln über erste Hilfeleistung“ die Rede. Ab 1914 enthalten die Jahresberichte keine Inventarien mehr, da diese während des ''Ersten Weltkriegs'' aus Kostengründen abgeschafft und dann nicht mehr eingeführt wurden, sodass ab diesem Zeitpunkt die Bestände an Lehrtafeln nicht mehr nachvollzogen werden können. | Im '''Inventarium der [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Sanit.C3.A4tsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck|''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'']]''' werden '''im Jahre 1903''' erstmals '''„5 große Wandtafeln“''' sowie '''„10 kleinere Wandtafeln für Schulzwecke“''' genannt. 1905 erweiterte sich der Bestand um eine zusätzliche Lehrtafel mit einer lebensgroßen Darstellung des menschlichen Körpers. Nachdem aus der [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Sanit.C3.A4tsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck|''Sanitätsabteilung'']] im Jahre 1907 die [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Gr.C3.BCndung_der_Rettungsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck_am_12.4.1907|''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'']] gegründet worden war, kam noch „1 Tafel über erste Hilfeleistung“ hinzu. 1913 werden jene zehn kleinen Wandtafeln, welche die ''Rettungsabteilung'' von der ''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' übernommen hatte, nicht mehr genannt, stattdessen ist neben der Wandtafel mit der Darstellung des menschlichen Körpers in Lebensgröße noch von „20 große[n] Wandtafeln, 2 Tafeln über erste Hilfeleistung“ die Rede. Ab 1914 enthalten die Jahresberichte keine Inventarien mehr, da diese während des ''Ersten Weltkriegs'' aus Kostengründen abgeschafft und dann nicht mehr eingeführt wurden, sodass ab diesem Zeitpunkt die Bestände an Lehrtafeln nicht mehr nachvollzogen werden können. | ||
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Die '''Lehrmittelsammlung''' des [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archivs der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']] beherbergt insgesamt '''36 Wandtafeln''', die '''zwischen 1930 und 1975''' hergestellt wurden. 26 der Tafeln weisen '''anatomische Darstellungen''' auf, zehn, die alle auf die 1930er- und 1940er-Jahre zu datieren sind, demonstrieren das '''Anlegen von Verbänden'''. Letztere legen beredtes Zeugnis für die Komplexität und den Variantenreichtum von Verbänden, die Sanitäter in früheren Zeiten erlernen mussten ab. Demgegenüber steht eine Entwicklung, die auf Vereinfachung von Maßnahmen am Notfallort abzielt, um die Abarbeitung von Einsätzen sicherer und effizienter zu gestalten. | Die '''Lehrmittelsammlung''' des [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archivs der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']] beherbergt insgesamt '''36 Wandtafeln''', die '''zwischen 1930 und 1975''' hergestellt wurden. 26 der Tafeln weisen '''anatomische Darstellungen''' auf, zehn, die alle auf die 1930er- und 1940er-Jahre zu datieren sind, demonstrieren das '''Anlegen von Verbänden'''. Letztere legen beredtes Zeugnis für die Komplexität und den Variantenreichtum von Verbänden, die Sanitäter in früheren Zeiten erlernen mussten ab. Demgegenüber steht eine Entwicklung, die auf Vereinfachung von Maßnahmen am Notfallort abzielt, um die Abarbeitung von Einsätzen sicherer und effizienter zu gestalten. | ||
[[Bild:11 blutkreislauf.png|thumb|800px|center|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/d/d1/11_blutkreislauf.png|<sup>''Franz Frohse'': Schematische Darstellung des Blutkreislaufes, ~1930. – Wandtafel (Leinwand), 80 x 105 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] | [[Bild:11 blutkreislauf.png|thumb|800px|center|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/d/d1/11_blutkreislauf.png|<sup>''Franz Frohse'': Schematische Darstellung des Blutkreislaufes (Frohse, Anatomische Wandtafeln Nr. 11), Berlin, ~1930. – Wandtafel (Leinwand), 80 x 105 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] | ||
[[Bild:03 bindenverbaende.png|thumb|800px|center|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/a/a9/03_bindenverbaende.png|<sup>'Bindenverbände (Brust und Rücken), ~1930. – Wandtafel (Leinwand), 70 x 90 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] | [[Bild:03 bindenverbaende.png|thumb|800px|center|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/a/a9/03_bindenverbaende.png|<sup>'Bindenverbände (Brust und Rücken), ~1930. – Wandtafel (Leinwand), 70 x 90 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>]] |
Aktuelle Version vom 22. Juli 2020, 13:59 Uhr
Ausgewählte Wandtafeln, 1930–1962
„Wir Rettungsärzte halten unsere Vorträge und Uebungen [sic] nicht wie beim klinischen Unterricht der Mediziner am Krankenbett, mit Kranken und Verletzten, ab. Wir lehren in einem Vortragssaal mit Hilfe einiger Wandtafeln und Präparate, sowie mit Lichtbildern und üben im Schulzimmer oder im Freien mit angenommenen Unfällen“,
schrieb im Jahre 1934 der damalige Chefarzt der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck, Dr. Viktor Tschamler. Er nennt neben anderen damals im Unterricht für die „Samariter“, wie Sanitäter dazumal genannt wurden, von den Ärzten der Rettungsgesellschaft verwendeten Lehrmitteln sogenannte „Wandtafeln“, auch „Lehrtafeln“ genannt. Es handelte sich dabei um mit Darstellungen von Lehrinhalten bedruckte Leinwände oder Blätter stärkeren Papiers. Diese waren an der Unter- und Oberseite mit einer meistens hölzernen, später auch metallenen Leiste versehen. Während an der oberen Leiste eine Schlaufe oder andere Vorrichtung zur fallweisen Befestigung an Wänden oder auch Ständern angebracht war, wurden die Tafeln zur Lagerung über die untere Leiste aufgerollt und die Rolle mit einem Textilband zugebunden. Frühe Wandtafeln dürften auf das späte 18. Jahrhundert zurückgehen, Ende des 19. Jahrhunderts waren sie an Universitäten und anderen Bildungsanstalten weit verbreitet und danach auch im zwanzigsten Jahrhundert noch lange in Gebrauch. Der Autor dieser Zeilen hat während seiner Gymnasialzeit in den 1980er-Jahren noch erlebt, dass Wandtafeln im Geschichte- und Geographieunterricht vereinzelt eingesetzt wurden.
Im Inventarium der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck werden im Jahre 1903 erstmals „5 große Wandtafeln“ sowie „10 kleinere Wandtafeln für Schulzwecke“ genannt. 1905 erweiterte sich der Bestand um eine zusätzliche Lehrtafel mit einer lebensgroßen Darstellung des menschlichen Körpers. Nachdem aus der Sanitätsabteilung im Jahre 1907 die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck gegründet worden war, kam noch „1 Tafel über erste Hilfeleistung“ hinzu. 1913 werden jene zehn kleinen Wandtafeln, welche die Rettungsabteilung von der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck übernommen hatte, nicht mehr genannt, stattdessen ist neben der Wandtafel mit der Darstellung des menschlichen Körpers in Lebensgröße noch von „20 große[n] Wandtafeln, 2 Tafeln über erste Hilfeleistung“ die Rede. Ab 1914 enthalten die Jahresberichte keine Inventarien mehr, da diese während des Ersten Weltkriegs aus Kostengründen abgeschafft und dann nicht mehr eingeführt wurden, sodass ab diesem Zeitpunkt die Bestände an Lehrtafeln nicht mehr nachvollzogen werden können.
Wandtafeln wurden bei der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck nur von den Ärzten verwendet. Bis in die 1960er-Jahre hinein oblag die sanitätsdienstliche Ausbildung der Sanitäter des Roten Kreuzes Innsbruck ausschließlich Ärzten, denen nichtärztliche Mitglieder in den Kursen zuarbeiteten. Mit der Wende von der ausschließlich ärztlichen Ausbildung von Sanitätspersonal zu jener auch durch entsprechend geschulte Sanitätsgehilfen Mitte der 1960er-Jahre verschwanden nach Zeitzeugenberichten auch die Wandtafeln aus dem Unterricht.
Die Lehrmittelsammlung des Archivs der Freiwilligen Rettung Innsbruck beherbergt insgesamt 36 Wandtafeln, die zwischen 1930 und 1975 hergestellt wurden. 26 der Tafeln weisen anatomische Darstellungen auf, zehn, die alle auf die 1930er- und 1940er-Jahre zu datieren sind, demonstrieren das Anlegen von Verbänden. Letztere legen beredtes Zeugnis für die Komplexität und den Variantenreichtum von Verbänden, die Sanitäter in früheren Zeiten erlernen mussten ab. Demgegenüber steht eine Entwicklung, die auf Vereinfachung von Maßnahmen am Notfallort abzielt, um die Abarbeitung von Einsätzen sicherer und effizienter zu gestalten.
Ernst Pavelka, 19.07.2020.