Leo Stainer: Unterschied zwischen den Versionen

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= '''Leo Stainer (19.01.1870 – 01.04.1964)''' =
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'''''Leo Stainer'' ist neben ''[[Dr. Otto Kölner]]'', ''[[Gustav Riegl]]'' und ''Viktor Baron Graff'' der wichtigste Gründervater der [https://www.roteskreuz-innsbruck.at ''Freiwilligen Rettung Innsbruck''].
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[[Bild:ORG leo stainer 1932.png|thumb|400 px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/1/17/ORG_leo_stainer_1932.png|
<sup>''Leo Stainer'', 1932 (?). – Fotografie: s/w, 9 x 14 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck''.</sup>]]
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''Leo Stainer'' in der Uniform der [[1881-1907_Frühgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Gr.C3.BCndung_der_Rettungsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck_am_12.4.1907| ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'']] mit dem zugehörigen Dienstabzeichen am Kragenaufschlag. Beim Emblem auf der Tellerkappe handelt es sich um das Dienstabzeichen des [[1907-1925_Die_Anfangsjahre_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Gr.C3.BCndung_des_Tiroler_Samariterbundes_am_12.05.1912|''Tiroler Samariterbundes vom Roten Kreuz'']], eines 1912 gegründeten Dachverbandes zur Schaffung von Rettungabteilungen auch auf dem Land, handelt, an dessen Realisierung ''Leo Stainer'' maßgeblich beteiligt war. Auf der Brust von links nach rechts das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone (1910), das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (1915), eine nicht erkennbare Auszeichnung, die Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (1916) sowie das Ehrenzeichen vom Roten Kreuz (Datum der Verleihung nicht nicht bekannt, nach 1922).]]
''Leo Stainer'' wurde als '''zweites von insgesamt vier Kindern der Kunstmalerin ''Anna Maria Stainer-Knittel'' (1841-1915)''' und des gelernten Schusters, späteren Gipsformers ''Engelbert Stainer'' (1841-1903) in ''Innsbruck'' geboren. Die aus ''Elbigenalp'' stammende Mutter räumte als 17-jährige in der Saxenwand am Seil hängend einen Adlerhorst aus. Sie wurde damit zum Vorbild für die ''Walburga Stromminger'', die '''''„Geier-Wally“''''' aus dem gleichnamigen Roman von ''Hermine von Hillern'' aus dem Jahre 1875. ''Hermine von Hillern'' war die Idee zu dem Roman gekommen, als sie auf der Durchreise wahrscheinlich 1870 im Schaufenster des Geschäftes des Ehepaars Stainer in der damaligen Rudolfstraße ein Gemälde von Anna Stainer-Knittel, das die Ausräumung des Adlerhorstes zeigt, sah und bei dieser Gelegenheit auch die Protagonistin selbst kennenlernte.
[[Bild:FOT1917-1 VORG-20170720151703 r dr otto koelner leo stainer.png|thumb|400px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/e/e5/FOT1917-1_VORG-20170720151703_r_dr_otto_koelner_leo_stainer.png|<sup>''Karl Dornach'': ''[[Dr. Otto Kölner]]'' und ''Leo Stainer'', 1917. – Fotografie : 14 x 9 cm (B x H). – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']]</sup>
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Die Aufnahme dürfte im Umfeld der „Jahrzehnt-Dienst-Gedenkfeier der Rettungs-Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck“ am 30.09.1917 entstanden sein. Bei dieser Feier wurden [[Dr. Otto Kölner]] und [[Leo Stainer]] zu Ehrenmitgliedern der Rettungsabteilung ernannt, ''Leo Stainer'', ''Hans Hörtnagl'' und ''Hans Munding'' erhielten außerdem die ''Ehrenmedaille für 25-jährige verdienstliche Tätigkeit auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens''.]]
''Anna Stainer-Knittel'' war die  Tochter eines Büchsenmachers. Ihr Onkel war Bildhauer, der Maler ''Joseph Anton Koch'' ihr Großonkel. Schon in der Schule soll sie ihre Mitschüler karikiert und so ihr Talent zur Malerei gezeigt haben. Ihre Begabung wurde zunächst von ''Johann Anton Falger'' erkannt und – auch finanziell – gefördert. 1859 ging sie zum Kunststudium nach München, wo sie extern von einem Professor der Kunstakademie unterrichtet wurde, weil Frauen an dieser nicht studieren durften. Nachdem das ''Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum'' der mittlerweile wieder in ''Elbigenalp'' lebenden ''Anna Knittel'' ein Selbstportrait abgekauft hatte, zog diese nach Innsbruck. Dort lernte sie 1866 den aus Pfunds stammenden ''Engelbert Stainer'' kennen, den sie nach anfänglichem Widerstand der Eltern 1867 heiratete. Gemeinsam betrieb das Ehepaar an wechselnden Standorten in Innsbruck ein Geschäft.
[[Bild: PAKT Stainer Leo 1943-07-07-1 VORG-20161015232510 0001 r handschriftlicher lebenslauf.png|thumb|400px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/f/fe/PAKT_Stainer_Leo_1943-07-07-1_VORG-20161015232510_0001_r_handschriftlicher_lebenslauf.png|<sup>''Leo Stainer'': Eigenhändiger Lebenslauf, 07.07.1943. – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].</sup>
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Auffallend ist, dass der Eintritt in die ''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' bereits mit dem Jahr 1894, dem Jahr der Verehelichung angegeben wird. Tatsächlich taucht ''Leo Stainer'' in den Quellen erst 1897 als Mitglied der Sanitätsabteilung auf. In den Jahren 1895 und 1896 ist er weder in den Zügen der Feuerwehr noch in der ''Sanitätsabteilung'' belegt.]]
Ihr zweiter Sohn ''Leo'' besuchte zunächst die Unterrealschule. Auf den elfjährigen Knaben hatten nach eigenen Angaben '''Berichte vom Wiener Ringtheaterbrand''', bei dem fast 400 Menschen starben und der den Anlass zur Gründung der ''Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft'' bildete, prägenden Einfluss:
<blockquote>„Schon in jungen Jahren […] prägte sich in mein Gedächtnis ein furchtbares Geschehnis ein. Eine meiner Obliegenheiten war es damals, für die Eltern von der Druckerei die mittags erscheinende Zeitung zu holen, in welche ich natürlich immer meine neugierige Nase stecken mußte.</blockquote>
<blockquote>'Das Wiener Ringtheater ist abgebrannt!' platzte ich, kaum zu Hause angelangt, heraus. Ich sehe noch heute die entsetzten Gesichter meiner Eltern. Es folgten Tage der Trauer für sie und daher auch für uns alle. Die schrecklichen Einzelheiten wurden vor uns besprochen und beklagt.</blockquote>
<blockquote>Wie dann unter dem Eindrucke dieser furchtbaren Katastrophe bald darauf, am 9. Dezember 1881, in Wien die Freiwillige Rettungsgesellschaft gegründet wurde, wie jetzt so schön vorgesorgt sei bei Unglücksfällen aller Art, all das erzählte uns später unser liebes Mutterl in eindrucksvoller Art.“</blockquote>
<blockquote><sup>Stainer, Leo: Wie ich Samariter wurde, Erinnerungen und Erlebnisse. In: 25 Jahre Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck. 20 Jahre Tiroler Samariterbund. Innsbruck: Selbstverlag, 1932, 22-24, hier: 22.</sup></blockquote>
[[Bild: FOT1964-04-04-xx 20180420150948 r begraebnis leo stainer.png|thumb|400px|left|link=https://museum.roteskreuz-innsbruck.at/images/3/3b/FOT1964-04-04-xx_20180420150948_r_begraebnis_leo_stainer.png|<sup>''Richard Frischauf'': Begräbnis von ''[[Leo Stainer]]'', [https://www.openstreetmap.org/way/24960194 ''Wiltener Friedhof''], 04.04.1964. – Fotografie, s/w, 18 x 13 cm (B x H). – Alle Rechte vorbehalten: [http://www.frischauf-bild.at ''frischauf-bild''], [https://www.openstreetmap.org/way/100893157 ''Innsbruck, Schmelzergasse 14'']. – [[Das Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck|''Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck'']].
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Ab 1883 erlernte ''Leo'' das '''Handwerk des Gips- und Kunstformators''' an der Kunstgewerbeschule. Nach Ausbildungsaufenthalten in ''München'', ''Nürnberg'', ''Köln'' und ''Berlin'' in den Jahren 1886-1888 sowie 1889 in  Paris trat er 1890 eher widerwillig ins elterliche Geschäft ein. 1893 übernahm er den bereits in der ''Maria-Theresien-Straße 38'' (''Palais Trapp'') gelegenen Betrieb. Auf die Initiative der sehr auf die Bildung der Kinder achtende Mutter ist es wohl zurückzuführen, dass ''Leo Stainer'' neben seiner Muttersprache auch Englisch, Italienisch und Französisch beherrschte. Seine Lehrmädchen bildete er daher nicht nur zu Verkäuferinnen aus, sondern brachte ihnen auch vor allem Italienisch und Französisch selbst bei, damit sie sich mit den Touristen unterhalten konnten. Kenntnisse, die sie nach Ende ihrer Ausbildung bei anderen Geschäftsinhabern beliebt machte.
Seit '''1892''' war ''Leo Stainer'' in der '''Steigerabteilung des I. Zuges der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck''''' engagiert gewesen. Der Eintritt erfolgte vom ''Innsbrucker Turnverein'' her kommend gemeinsam mit dem Konditor ''Hans Munding'' und dem Metzger ''Hans Hörtnagl'' auf Betreiben des Kommandanten der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'', ''Viktor Baron Graff'', hauptberuflich k. k. Vereinsturnlehrer gewesen war.  Die sog. „Steiger“ hatten die Aufgabe, Personen und Mobiliar aus den brennenden Häusern zu retten und die Schlauchverbindungen herzustellen. Die Tätigkeit war gefährlich, weswegen sie nur von jungen, kräftigen und unverheirateten Männern durchgeführt werden durfte. Aus diesem Grunde wurden die Steiger ausschließlich aus den Turnern rekrutiert.
Nach der '''Heirat mit ''Maria Gumpold''''' im Jahre '''1894''' und der '''Geburt des Sohnes Hermann Johann im November 1895''' – 1898 wird auch noch die Tochter ''Hildegard'' geboren – , durfte ''Leo'' die gefährliche Tätigkeit des Steigers nicht mehr ausüben. Ein Schicksal, das auch ''Hans Munding'' und ''Hans Hörtnagl'' ereilen sollte. '''1897''' wechselten die drei daher zur 1881 gegründeten '''''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'''''. Es geschah dies im Zuge einer Reform, die Branddirektor ''Viktor Baron Graff'' der Sanitätsabteilung mit dem Ziel, dass diese dereinst den öffentlichen Rettungsdienst in Innsbruck stellen können sollte, angedeihen ließ. ''Hans Munding'', ''Hans Hörtnagl'' und ''Leo Stainer'' werden bei Schaffung der ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' am 12.04.1907 deren dienstälteste Gündungsmitglieder sein.
Über seine persönliche Motivation, der Sanitätsabteilung beizutreten, schreibt ''Leo Stainer'' 1932:
<blockquote>„Schon von meiner Lehrzeit als 'Kunstformer' an hatte ich in zahlreichen Fällen Gelegenheit, menschliches Elend zu sehen, Unfall- und Leidensgeschichten der Patienten mitanzuhören. In der Chirurgischen Klinik mussten wir Abgüsse nach der Natur von allen möglichen Körperteilen der Patienten anfertigen, vor und nach gelungener Operation. Diese Nachbildungen wurden damals von den Professoren als Lehrmittel sehr geschätzt.“</blockquote>
<blockquote><sup>Stainer, Leo: Wie ich Samariter wurde, Erinnerungen und Erlebnisse. In: 25 Jahre Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck. 20 Jahre Tiroler Samariterbund. Innsbruck: Selbstverlag, 1932, 22-24, hier: 22.</sup></blockquote>
'''1904''' wird ''Leo Stainer'' in Nachfolge des Magistratsbeamten ''Amadeus Simath'', dessen Stellvertreter er bis dahin gewesen war, '''Abteilungsführer der Sanitätsäbteilung'''. Als solcher treibt er das Projekt, aus der ''Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' eine Rettungsabteilung zu machen, voran. Als diese mit einem von [[Dr. Otto Kölner]], der auch die Mannschaft zehn Jahre lang ausgebildet hatte, entworfenen Statut und auf Dringlichkeitsantrag von Branddirektor ''Viktor Baron Graff'' im Innsbrucker Gemeinderat am '''12. April 1907''' endlich gegründet wird, wird ''Leo Stainer'' '''zu ihrem ersten Obmann (1907-1938, 1951-1952) gewählt'''. Unter seine Obmannschaft fallen die Bewältigung des Verwundetenabschubes während des ersten Weltkrieges (1914-1917), die Hausbauten in der Wilhelm-Greil-Straße 23 (1926/27) und 25 (1933)  mit der Inbetriebnahme der ''Kammerlichtspiele'' (1928) sowie die Ausscheidung der ''Rettungsabteilung'' aus der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' mit der Neukonstitution als ''Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck'' am 03.09.1925. Seine Funktionsperiode endete mit der Übernahme der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' durch das ''Deutsche Rote Kreuz'' im August 1938 infolge des Anschlusses. 1951 sprang ''Leo'' noch einmal für ein Jahr als Obmann ein, nachdem der seit 1947 amtierende Obmann Josef Dinkhauser verstarb.
Auch '''persönliche Schicksalschläge''' blieben ''Leo Stainer'' nicht erspart: 1915 verstarb nicht nur die heißgeliebte Mutter, sondern auch sein einziger Sohn ''Hermann'' fiel bei ''Bielitz'' (''Schlesien''). ''Leo'' fuhr persönlich nach ''Bielitz'', um die Leiche zu überführen und in ''Innsbruck'' zu begraben. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sein Geschäft zeitweise als nicht kriegswichtig geschlossen, ''Leo'' wurde als über 70-jähriger noch zum Luftschutz einberufen. Als 1944 auch sein Schwiegersohn und Teilhaber, Oberleutnant ''Siegfried Hartung'', in Polen fiel, musste der 75-jährige wieder selbst im Geschäft arbeiten. 1947 verstirbt die Schwester ''Emmma'' (* 1875), - die 1871 geborene Schwester Rosa war bereits 1893 verstorben –, 1949 der Bruder ''Dr. Karl Stainer'' (* 1868), der von 1894 bis 1948 Gemeindearzt in ''Wattens'' gewesen war.
''Leo Stainer'' selbst war bis ins hohe Alter hinein aktiv: Noch als 90-jähriger besuchte er regelmäßig das Dampfbad in der Salurnerstraße und stieg jeden Sonntag zur ''Mundinghütte'' auf dem Gramartboden auf. Er starb als '''Ehrenmitglied''' der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'' (1917), '''Ehrenobmann''' (1928) derselben, '''Ehrenbürger der Landeshauptstadt ''Innsbruck''''' (1932), als '''Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich''' (1932) sowie als ''letztes Kind der „Geierwally“'' am 01.04.1964.
Von ''Leo Stainer'' ist das '''Mahnwort „Nichts für uns, alles für andere!“''' überliefert.
⇨ [[Die Obmänner der Freiwilligen Rettung Innsbruck|Zurück]] zu den Obmännern der Freiwilligen Rettung Innsbruck!
⇨ [[Die Obmänner der Freiwilligen Rettung Innsbruck|Zurück]] zu den Obmännern der Freiwilligen Rettung Innsbruck!
[[Bild:ORG leo stainer 1932.png|thumb|600 px|none|''Leo Stainer'', genannt '''„Vater Stainer“''', am 19.1.1870 als '''Sohn der „Geierwally“''', der Malerin ''Anna Maria Stainer-Knittel'' geboren, lernte von 1883-1886 – wie schon sein Vater – das Handwerk des '''Gips- oder Kunstformator'''s u. a. an der Kunstgewerbeschule. Von 1887-1889 folgten Ausbildungsaufenthalte in Deutschland und Paris, nach denen er 1890 ins väterliche Geschäft in der Maria-Theresien-Straße 38 eintrat. <br/> <br/> '''1892''' trat er gemeinsam mit dem Fleischwarenerzeuger ''Hans Hörtnagl'' und dem Konditor ''Hans Munding'' auf Betreiben des Branddirektors der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'' ''Viktor Baron Graff'' vom ''Innsbrucker Turnverein'' kommend in die '''Steigermannschaft des I. Zuges der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck''''' ein. 1894 übernahm er das Geschäft seines Vaters. [[1881-1907_Fr%C3%BChgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Personalreform|'''1897''' wechselte ''Leo Stainer'' in die '''Sanitätsabteilung der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck''''']]. Über seine Motivation schreibt er: „Schon von meiner Lehrzeit als 'Kunstformer' an hatte ich in zahlreichen Fällen Gelegenheit, menschliches Elend zu sehen, Unfall- und Leidensgeschichten der Patienten mitanzuhören. In der Chirurgischen Klinik mußten wir Abgüsse nach der Natur von allen möglichen Körperteilen der Patienten anfertigen, vor und nach gelungener Operation. Diese Nachbildungen wurden damals von den Professoren als Lehrmittel sehr geschätzt.“ <br/> <br/> '''1904 Abteilungsführer der Sanitätsabteilung.''' [[1881-1907_Fr%C3%BChgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Der_Weg_zum_.C3.B6ffentlichen_Rettungsdienst|Als solcher '''Einsatz für die Schaffung einer Rettungsabteilung''']], um den allgemeinen öffentlichen Rettungsdienst in Innsbruck zu stellen. [[1881-1907_Fr%C3%BChgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Die_Gr.C3.BCndung_der_Rettungsabteilung_der_Freiwilligen_Feuerwehr_Innsbruck_am_12.4.1907|12.4.1907 '''Gründung der ''Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck''''']] mit eigenem, von [[Dr. Otto Kölner|''Dr. Otto Kölner'']] verfasstem Statut, deren erster Obmann (1907-1938, später 1951-1952) ''Leo Stainer'' wird. [[1881-1907_Fr%C3%BChgeschichte_des_Innsbrucker_Rettungswesens#Aufnahme_des_.C3.B6ffentlichen_Rettungsdienstes_am_1.10.1907|Seit 1.10.1907 stellt die Rettungsabteilung den öffentlichen Rettungsdienst in Innsbruck]]. 1926 Ehrenmitglied der ''Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck'', 1929 Ehrenobmann der ''Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck'', 1932 Ehrenbürger der ''Stadt Innsbruck''. <br/> <br/> '''''Leo Stainer'' verstirbt am 1.4.1964''', er liegt auf dem ''Wiltener Friedhof'' begraben. Von ihm ist das Motto und Mahnwort überliefert: '''„Nichts für uns, alles für andere!“''']]
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<sup>Ernst Pavelka</sup>
<sup>Ernst Pavelka</sup>

Version vom 16. Jänner 2020, 18:37 Uhr

Leo Stainer (19.01.1870 – 01.04.1964)


Leo Stainer ist neben Dr. Otto Kölner, Gustav Riegl und Viktor Baron Graff der wichtigste Gründervater der Freiwilligen Rettung Innsbruck.


Leo Stainer, 1932 (?). – Fotografie: s/w, 9 x 14 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Leo Stainer in der Uniform der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck mit dem zugehörigen Dienstabzeichen am Kragenaufschlag. Beim Emblem auf der Tellerkappe handelt es sich um das Dienstabzeichen des Tiroler Samariterbundes vom Roten Kreuz, eines 1912 gegründeten Dachverbandes zur Schaffung von Rettungabteilungen auch auf dem Land, handelt, an dessen Realisierung Leo Stainer maßgeblich beteiligt war. Auf der Brust von links nach rechts das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone (1910), das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (1915), eine nicht erkennbare Auszeichnung, die Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (1916) sowie das Ehrenzeichen vom Roten Kreuz (Datum der Verleihung nicht nicht bekannt, nach 1922).

Leo Stainer wurde als zweites von insgesamt vier Kindern der Kunstmalerin Anna Maria Stainer-Knittel (1841-1915) und des gelernten Schusters, späteren Gipsformers Engelbert Stainer (1841-1903) in Innsbruck geboren. Die aus Elbigenalp stammende Mutter räumte als 17-jährige in der Saxenwand am Seil hängend einen Adlerhorst aus. Sie wurde damit zum Vorbild für die Walburga Stromminger, die „Geier-Wally“ aus dem gleichnamigen Roman von Hermine von Hillern aus dem Jahre 1875. Hermine von Hillern war die Idee zu dem Roman gekommen, als sie auf der Durchreise wahrscheinlich 1870 im Schaufenster des Geschäftes des Ehepaars Stainer in der damaligen Rudolfstraße ein Gemälde von Anna Stainer-Knittel, das die Ausräumung des Adlerhorstes zeigt, sah und bei dieser Gelegenheit auch die Protagonistin selbst kennenlernte.

Karl Dornach: Dr. Otto Kölner und Leo Stainer, 1917. – Fotografie : 14 x 9 cm (B x H). – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck
Die Aufnahme dürfte im Umfeld der „Jahrzehnt-Dienst-Gedenkfeier der Rettungs-Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck“ am 30.09.1917 entstanden sein. Bei dieser Feier wurden Dr. Otto Kölner und Leo Stainer zu Ehrenmitgliedern der Rettungsabteilung ernannt, Leo Stainer, Hans Hörtnagl und Hans Munding erhielten außerdem die Ehrenmedaille für 25-jährige verdienstliche Tätigkeit auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens.

Anna Stainer-Knittel war die Tochter eines Büchsenmachers. Ihr Onkel war Bildhauer, der Maler Joseph Anton Koch ihr Großonkel. Schon in der Schule soll sie ihre Mitschüler karikiert und so ihr Talent zur Malerei gezeigt haben. Ihre Begabung wurde zunächst von Johann Anton Falger erkannt und – auch finanziell – gefördert. 1859 ging sie zum Kunststudium nach München, wo sie extern von einem Professor der Kunstakademie unterrichtet wurde, weil Frauen an dieser nicht studieren durften. Nachdem das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum der mittlerweile wieder in Elbigenalp lebenden Anna Knittel ein Selbstportrait abgekauft hatte, zog diese nach Innsbruck. Dort lernte sie 1866 den aus Pfunds stammenden Engelbert Stainer kennen, den sie nach anfänglichem Widerstand der Eltern 1867 heiratete. Gemeinsam betrieb das Ehepaar an wechselnden Standorten in Innsbruck ein Geschäft.

Leo Stainer: Eigenhändiger Lebenslauf, 07.07.1943. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.
Auffallend ist, dass der Eintritt in die Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck bereits mit dem Jahr 1894, dem Jahr der Verehelichung angegeben wird. Tatsächlich taucht Leo Stainer in den Quellen erst 1897 als Mitglied der Sanitätsabteilung auf. In den Jahren 1895 und 1896 ist er weder in den Zügen der Feuerwehr noch in der Sanitätsabteilung belegt.

Ihr zweiter Sohn Leo besuchte zunächst die Unterrealschule. Auf den elfjährigen Knaben hatten nach eigenen Angaben Berichte vom Wiener Ringtheaterbrand, bei dem fast 400 Menschen starben und der den Anlass zur Gründung der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft bildete, prägenden Einfluss:

„Schon in jungen Jahren […] prägte sich in mein Gedächtnis ein furchtbares Geschehnis ein. Eine meiner Obliegenheiten war es damals, für die Eltern von der Druckerei die mittags erscheinende Zeitung zu holen, in welche ich natürlich immer meine neugierige Nase stecken mußte.

'Das Wiener Ringtheater ist abgebrannt!' platzte ich, kaum zu Hause angelangt, heraus. Ich sehe noch heute die entsetzten Gesichter meiner Eltern. Es folgten Tage der Trauer für sie und daher auch für uns alle. Die schrecklichen Einzelheiten wurden vor uns besprochen und beklagt.

Wie dann unter dem Eindrucke dieser furchtbaren Katastrophe bald darauf, am 9. Dezember 1881, in Wien die Freiwillige Rettungsgesellschaft gegründet wurde, wie jetzt so schön vorgesorgt sei bei Unglücksfällen aller Art, all das erzählte uns später unser liebes Mutterl in eindrucksvoller Art.“

Stainer, Leo: Wie ich Samariter wurde, Erinnerungen und Erlebnisse. In: 25 Jahre Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck. 20 Jahre Tiroler Samariterbund. Innsbruck: Selbstverlag, 1932, 22-24, hier: 22.

Richard Frischauf: Begräbnis von Leo Stainer, Wiltener Friedhof, 04.04.1964. – Fotografie, s/w, 18 x 13 cm (B x H). – Alle Rechte vorbehalten: frischauf-bild, Innsbruck, Schmelzergasse 14. – Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck.

Ab 1883 erlernte Leo das Handwerk des Gips- und Kunstformators an der Kunstgewerbeschule. Nach Ausbildungsaufenthalten in München, Nürnberg, Köln und Berlin in den Jahren 1886-1888 sowie 1889 in Paris trat er 1890 eher widerwillig ins elterliche Geschäft ein. 1893 übernahm er den bereits in der Maria-Theresien-Straße 38 (Palais Trapp) gelegenen Betrieb. Auf die Initiative der sehr auf die Bildung der Kinder achtende Mutter ist es wohl zurückzuführen, dass Leo Stainer neben seiner Muttersprache auch Englisch, Italienisch und Französisch beherrschte. Seine Lehrmädchen bildete er daher nicht nur zu Verkäuferinnen aus, sondern brachte ihnen auch vor allem Italienisch und Französisch selbst bei, damit sie sich mit den Touristen unterhalten konnten. Kenntnisse, die sie nach Ende ihrer Ausbildung bei anderen Geschäftsinhabern beliebt machte.

Seit 1892 war Leo Stainer in der Steigerabteilung des I. Zuges der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck engagiert gewesen. Der Eintritt erfolgte vom Innsbrucker Turnverein her kommend gemeinsam mit dem Konditor Hans Munding und dem Metzger Hans Hörtnagl auf Betreiben des Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck, Viktor Baron Graff, hauptberuflich k. k. Vereinsturnlehrer gewesen war. Die sog. „Steiger“ hatten die Aufgabe, Personen und Mobiliar aus den brennenden Häusern zu retten und die Schlauchverbindungen herzustellen. Die Tätigkeit war gefährlich, weswegen sie nur von jungen, kräftigen und unverheirateten Männern durchgeführt werden durfte. Aus diesem Grunde wurden die Steiger ausschließlich aus den Turnern rekrutiert.

Nach der Heirat mit Maria Gumpold im Jahre 1894 und der Geburt des Sohnes Hermann Johann im November 1895 – 1898 wird auch noch die Tochter Hildegard geboren – , durfte Leo die gefährliche Tätigkeit des Steigers nicht mehr ausüben. Ein Schicksal, das auch Hans Munding und Hans Hörtnagl ereilen sollte. 1897 wechselten die drei daher zur 1881 gegründeten Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck. Es geschah dies im Zuge einer Reform, die Branddirektor Viktor Baron Graff der Sanitätsabteilung mit dem Ziel, dass diese dereinst den öffentlichen Rettungsdienst in Innsbruck stellen können sollte, angedeihen ließ. Hans Munding, Hans Hörtnagl und Leo Stainer werden bei Schaffung der Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck am 12.04.1907 deren dienstälteste Gündungsmitglieder sein.

Über seine persönliche Motivation, der Sanitätsabteilung beizutreten, schreibt Leo Stainer 1932:

„Schon von meiner Lehrzeit als 'Kunstformer' an hatte ich in zahlreichen Fällen Gelegenheit, menschliches Elend zu sehen, Unfall- und Leidensgeschichten der Patienten mitanzuhören. In der Chirurgischen Klinik mussten wir Abgüsse nach der Natur von allen möglichen Körperteilen der Patienten anfertigen, vor und nach gelungener Operation. Diese Nachbildungen wurden damals von den Professoren als Lehrmittel sehr geschätzt.“

Stainer, Leo: Wie ich Samariter wurde, Erinnerungen und Erlebnisse. In: 25 Jahre Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck. 20 Jahre Tiroler Samariterbund. Innsbruck: Selbstverlag, 1932, 22-24, hier: 22.

1904 wird Leo Stainer in Nachfolge des Magistratsbeamten Amadeus Simath, dessen Stellvertreter er bis dahin gewesen war, Abteilungsführer der Sanitätsäbteilung. Als solcher treibt er das Projekt, aus der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck eine Rettungsabteilung zu machen, voran. Als diese mit einem von Dr. Otto Kölner, der auch die Mannschaft zehn Jahre lang ausgebildet hatte, entworfenen Statut und auf Dringlichkeitsantrag von Branddirektor Viktor Baron Graff im Innsbrucker Gemeinderat am 12. April 1907 endlich gegründet wird, wird Leo Stainer zu ihrem ersten Obmann (1907-1938, 1951-1952) gewählt. Unter seine Obmannschaft fallen die Bewältigung des Verwundetenabschubes während des ersten Weltkrieges (1914-1917), die Hausbauten in der Wilhelm-Greil-Straße 23 (1926/27) und 25 (1933) mit der Inbetriebnahme der Kammerlichtspiele (1928) sowie die Ausscheidung der Rettungsabteilung aus der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck mit der Neukonstitution als Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck am 03.09.1925. Seine Funktionsperiode endete mit der Übernahme der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck durch das Deutsche Rote Kreuz im August 1938 infolge des Anschlusses. 1951 sprang Leo noch einmal für ein Jahr als Obmann ein, nachdem der seit 1947 amtierende Obmann Josef Dinkhauser verstarb.

Auch persönliche Schicksalschläge blieben Leo Stainer nicht erspart: 1915 verstarb nicht nur die heißgeliebte Mutter, sondern auch sein einziger Sohn Hermann fiel bei Bielitz (Schlesien). Leo fuhr persönlich nach Bielitz, um die Leiche zu überführen und in Innsbruck zu begraben. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sein Geschäft zeitweise als nicht kriegswichtig geschlossen, Leo wurde als über 70-jähriger noch zum Luftschutz einberufen. Als 1944 auch sein Schwiegersohn und Teilhaber, Oberleutnant Siegfried Hartung, in Polen fiel, musste der 75-jährige wieder selbst im Geschäft arbeiten. 1947 verstirbt die Schwester Emmma (* 1875), - die 1871 geborene Schwester Rosa war bereits 1893 verstorben –, 1949 der Bruder Dr. Karl Stainer (* 1868), der von 1894 bis 1948 Gemeindearzt in Wattens gewesen war.

Leo Stainer selbst war bis ins hohe Alter hinein aktiv: Noch als 90-jähriger besuchte er regelmäßig das Dampfbad in der Salurnerstraße und stieg jeden Sonntag zur Mundinghütte auf dem Gramartboden auf. Er starb als Ehrenmitglied der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck (1917), Ehrenobmann (1928) derselben, Ehrenbürger der Landeshauptstadt Innsbruck (1932), als Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich (1932) sowie als letztes Kind der „Geierwally“ am 01.04.1964.

Von Leo Stainer ist das Mahnwort „Nichts für uns, alles für andere!“ überliefert.

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Ernst Pavelka